Wofür steht ein Eremit? Warum suchen immer mehr Menschen ganz bewusst eine Abkehr vom Alltag? Braucht es eine bestimmte Umgebung, damit eine Beschäftigung mit Wesentlichem wieder möglich ist?
Es gibt inzwischen viele Angebote, sich etwa eine bewusste Auszeit auf einer Berghütte oder auch in einem Kloster zu gönnen.
Rückzug vom Alltag kann aber auch gelingen, wenn wir uns in den eigenen vier Wänden bewusst von Medien fernhalten, das Telefon lautlos schalten und in einem Buch lesen, das nahrhaft ist. Manche erleben diesen Rückzug auch in gelebter Kreativität - Einssein mit sich und seinen Talenten.
Jiddu Krishnamurti zeigt auf, dass selbst ein Eremit nicht frei sein kann von seiner Umwelt. Menschen, die sich bewusst zurückziehen, ist es besonders wichtig, sich innerlich zu sammeln. Gerade in einer Welt, die laut, hektisch, schrill und voll von sonstigem Unheil ist, nimmt dieses Bedürfnis messbar zu.
Um das Angenehme, Schöne, Einzigartige und Gute wieder zu entdecken und zu spüren, ist es für mich unbedingt notwendig, mich immer wieder auch von dieser Welt und von den Ansprüchen dieser Welt an mich zu befreien. Ein Aspekt fehlt mir übrigens bei Krishnamurti: Der Spiegel, in dem wir uns selbst sehen in Bezug auf Beziehung, darin können wir auch Wunderbares entdecken - Freude, Mitgefühl, Zugewandtheit, Hoffnung, Lust: All dies macht uns auch aus!
In meiner bewusst gewählten Zurückgezogenheit überprüfe ich auch die Treue zu mir selbst: Will ich dieser Welt gefallen oder lieber das tun, was mich ausmacht, wofür mir Gaben in die Wiege gelegt wurden, was mir wichtig ist?
Ich prüfe meine Beziehungen zu meiner Umwelt. Ich weiß, dass ich nicht ohne soziale Kontakte - ohne ein gelebtes Miteinander - sein kann und auch nicht sein möchte, und dennoch ergeben sich auch in dieser Erkenntnis Veränderungen in meinen sozialen Beziehungen zu meinen Mitmenschen: Manchmal heißt es deshalb auch Abschiednehmen - und manchmal bedeutet es auch, einen Menschen in meinem Leben willkommen zu heißen!