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Street Art - urbane Poesie & mehr




Street Art begegnet uns vor allem im urbanen Raum beinahe auf Schritt und Tritt. Und in meinen Augen ist sie auch Poesie, die vielseitig gestaltet.

Damit verbunden allerdings nicht selten auch Gesellschaftskritik. Durchaus sehr direkte - oft regt mich diese Art von Poesie auch dazu an, weiterzudenken.


So geht es mir jedenfalls beim nächsten Mural, das einst Werbezwecken gedient hat.





Paris, der Eiffelturm, eine hübsche junge Frau mit schönem Haar und strahlend weißen Zähnen - das Mural stellt wohl die junge Brigitte Bardot dar, wie sie einst so gekonnt ihr Publikum mit einem (kühlen) Lächeln, ihrem Schmollmund und ihren groß geschminkten Augen in ihren Bann zog. Die BB, wie sie immer noch genannt wird, als ehemals weltweites Symbol für laszive Weiblichkeit, nicht nur aus Sicht der Männer, sondern auch angehimmelt von unzähligen jungen Frauen, die sie zahlreich zu imitieren versuchten. Und trotzdem wurde sie einst von der Philosophin und Frauenrechtlerin Simone de Beauvoir wegen ihrer Freiheitsliebe und Modernität(!) zur "Lokomotive des Feminismus" gekürt. Brigitte Bardot, der Filmstar. Brigitte Bardot, die Frau, die der sexuellen Revolution den Weg bereitet haben soll. (Da taucht eine Frage auf: Haben uns so manche Frauen dieser Zeit mit dieser sexuellen Revolution tatsächlich nur Vorteile ermöglicht? Ich habe da meine Zweifel.) Offensichtlich hat Brigitte Bardot ihre bewegten Zeiten anders verkraften können als eine Schauspielerin, die acht Jahre vor ihr das Licht der Welt erblickte.


Vor zwei Tagen habe ich auf arte eine außergewöhnliche Dokumentation über Marilyn Monroe ("Marilyn - Made in Hollywood"), die am 1. Juni 1926 als Norma Jeane Baker geboren wurde, gesehen. Schon früh wusste Norma Jeane, dass sie Schauspielerin werden wollte. Von Männern in die Rolle des Sexsymbols gedrängt, agierte sie zunächst als "Pin-up-Girl", schon zu dieser Zeit war sie sich schmerzlich bewusst: Wenn ich diese Chance nicht nütze, stellen sich unzählige andere Mädchen an.

Marilyn Monroe und die vermeintliche Glitzerwelt des Films - und besonders Hollywood, ein einziger Moloch des damaligen Zeitgeistes, ein unüberschaubares Haifischbecken voll von lüsternen Filmstudiobossen, Drehbuchautoren, Regisseuren und Schauspielern, in das sich junge Frauen wagten. Und wie wir wissen, allzuviel hat sich bis heute an den Zuständen nicht geändert. (Nur dringen die Unerhörtheiten aus dieser Welt inzwischen weitaus rascher und explosiver ans Tageslicht.)

Mich bewegen Fragen. Warum ist das so? Welche Verantwortung für solche Zustände tragen Frauen selbst? Was braucht es, dass Sexismus und ein frauenverachtendes Patriarchat endlich aus unserer Lebenswelt getilgt werden können?

Die Suche nach einem passenden Zitat zu meinen Gedanken stellt mich vor Herausfoderungen, denn es ploppen ausgerechnet auf einer Seite, die auf Zitate von Frauen spezialisiert ist, diverse Seiten mit delikaten Inhalten auf, die ich nicht angesteuert habe. Grrrr!

Ja, nichts und niemand soll und darf uns davon abhalten, unsere Talente zu leben! Wir sollen, dürfen und müssen tun, was wir wirklich wollen ...

In jener Zeit, als die junge und talentierte Norma Jeane von Filmstudio zu Filmstudio zog, ließ sie mehrere Eingriffe und Veränderungen an sich vornehmen, um sich optisch mehr und mehr von jener jungen Frau zu entfernen, die von Filmstudiobossen, denen sie nicht zu Willen war, abgewertet wurde: An das (hübsche!) Mädchen "von nebenan" erinnerte Norma Jeane schon bald nicht mehr. Als sie schließlich nach vielen Zwischenstationen in Filmstudios, nach unzähligen Demütigungen und Mühen endlich in ihrer Traumwelt Fuß fassen konnte, sollte sie auch erkennen, dass sie nicht nur als Mensch und als Frau massivst ausgebeutet wurde, sondern auch finanziell. Längst zu Marilyn Monroe geworden, bestand sie nun auch darauf, endlich fair für ihre Leistungen bezahlt zu werden.

Was macht nun diese Doku so besonders, dass ich sie tatsächlich empfehlen kann? Aus meiner Sicht sind es die sehr berührenden Einsichten in die Gedanken einer Frau, die ganz genau wusste, wie die sie umgebende Männerwelt tickte. Schon als Kind unter Pflegeeltern herumgereicht und mehrfach von Männern missbraucht, sollte sie nur einmal erfahren, was Liebe tatsächlich bedeutet: „Ana war der einzige Mensch, der mich wissen ließ, was Liebe bedeutet.“ Ana Lower war eine Tante jener Frau, die die Vormundschaft über Norma Jeane übernommen hatte, da ihre psychisch labile Mutter mit dem Mutterdasein völlig überfordert war.

Marilyn Monroe, von vielen Männern als "blondes Dummchen" eingesetzt, war sehr einsichtig in den herrschenden Zeitgeist, sie war intelligent, sehr belesen und enorm talentiert, sie war willensstark, äußerst strebsam, fokussiert, ihre Seele war berührbar und empfindsam. Doch mehr und mehr ließ sie sich von Hollywood aus- und aufsaugen, schließlich wurde sogar ihr Taufname getilgt, fortan war sie nur noch Marilyn Monroe. Marilyns Leben wurde auch von mehreren Fehlgeburten überschattet, wir können nur erahnen, was diese für sie bedeuteten: „Man versteht Marilyn am besten, wenn man sie mit Kindern sieht. Kinder lieben sie; ihre Herangehensweise ans Leben hat die gleiche Einfachheit und Direktheit.“ (Arthur Miller, Marilyns dritter und letzter Ehemann)

Marilyn Monroe verließ diese Welt in der Nacht von 4. auf 5. August 1962, sie starb im Alter von nur 36 Jahren.


#Kunst #Filmtipps Fotos: C*

eingangs: KAPU, 1985 gegründetes, unabhängiges Kulturzentrum in Linz. Nirvana gaben hier am 20. November 1989 ein Konzert, Kurt Cobain ist auch in und rund um Linz unvergessen! Ich finde, das Mural von Lush Sux erinnert eher an den jungen Brad Pitt ... Der beigefügte Satz ist allerdings leider legendär: "It's better to burn out than to fade away." Diesen Gedanken, der aus dem Song Hey Hey, My My von Neil Young stammt, fügte Kurt Cobain 1994 in seinen Abschiedsbrief ein, bevor er Suizid beging.


Foto 2: keine Werbung für das Haarhaus, das es schon länger nicht mehr gibt

4 Kommentare

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4 תגובות


Traude Rostrose
Traude Rostrose
09 בינו׳

Liebe C*,

entschuldige bitte, dass es so lange gedauert hat, bis ich bei dir angekommen bin - bei mir dauert jede Blogrunde mehrere Tage...! Aber nun bin ich hier - und freue mich, u.a. ein Mural zu sehen, das auch ich bei unserem Linzbesuch 2022 fotografiert habe. Und wie du fand ich, dass Kurt Cobain auf diesem Bild eher an den jungen Brad Pitt erinnert. Ob es besser ist "to burn out than to fade away", weiß ich ehrlich gesagt nicht bzw bezweifle ich. Ich glaube, es gibt auch etwas dazwischen: sich selbst kennenzulernen, die eigenen Grenzen zu achten und manchmal auch diese Achtung von anderen einzufordern, um NICHT auszubrennen - auf der anderen Seite aber eben auch das Lebe…

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C*
C*
10 בינו׳
בתשובה לפוסט של

Liebe Traude,

wunderbar, wieder von Dir zu lesen!

Das Zitat, das dem Mural beigefügt ist, würde ich so auch nicht unterschreiben, aber es ist wohl die Lebensweise einiger Menschen, die sich mit Haut und Haaren der Kunst verschrieben haben - vor allem, wenn es jene Kunst ist, die auf die Bühnen der Welt führt: ob nun z.B. vor den Kameras oder vor Publikum in Konzerthallen. Ich begreife, dass Künstler*innen, die sich leidenschaftlich in ihre Kreativität verstricken, völlig anders ticken als Menschen, die in bürgerlichen Berufen arbeiten. So auch, wenn Menschen in der Wissenschaft aufgehen - ebenfalls ein Bereich, in dem andere Lebensthemen mitunter völlig hintangestellt werden; ein Bereich, wo sich Akteur*innen wenig schonen.

Ich sehe es natürlich ebenso, ein Mensch…

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Brigitte Fuchs
Brigitte Fuchs
09 בינו׳

Das sind spannende und bedenkenswerte Ansichten in Bildern und Text.

Lieben Dank und schöne Grüsse,

Brigitte

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C*
C*
09 בינו׳
בתשובה לפוסט של

Einerseits versuche ich, bei Spaziergängen zu üben, ganz im Hier & Jetzt zu sein, andererseits strömen aber angesichts solcher Murals auch viele Gedanken auf mich ein, die von einem zum nächsten führen.

Es gibt soviel zu entdecken auf Häuserfassaden 👁️

Liebe Grüße in die schöne Schweiz! C Stern

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