Achtsamkeit ist mein persönliches Wort des Jahres 2024.
Als meine Seele arge Blessuren zeigte und mir klar wurde, dass ich heuer noch dem dringenden Rat meiner Ärzte folgen musste, habe ich mich dazu entschlossen, den Antrag für einen Reha-Aufenthalt einzureichen. Doch als die Monate vergingen, keimte in mir immer deutlicher Widerstand, mir schien es nämlich recht aufwendig, all meine Verpflichtungen so zu regeln, um mir diese Zeit für mich - meine Seele, meinen Geist und meinen Körper - leisten zu können. Mit der tatkräftigen Unterstützung meines Partners konnte ich allerdings rechnen und damit gab es nach einigen weiteren Erledigungen keine äußeren Gründe mehr, mich nicht auf diese Zeit zu freuen. Anfang November war es also so weit und ich trat eine Reise an, die mich an einen Ort bringen sollte, den ich nun mit viel Gelerntem und wunderbaren Erinnerungen an die Natur und an liebgewonnene Menschen verbinde.
Das Wort Achtsamkeit und seine Bedeutung haben mich in den sechs Wochen Reha-Zeit täglich begleitet. Um Achtsamkeit einen Raum zu geben, muss ich nicht meinen gesamten Tagesablauf ändern, denn sie lässt sich gut in den Alltag integrieren.
Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein, mir all meiner Empfindungen bewusst zu sein, meine Sinne zu öffnen - zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken, zu fühlen. Achtsamkeit bedeutet auch, anzunehmen, was ist, ohne zu bewerten.
Eine wunderbare Übung dazu ist, ein Stück Schokolade achtsam zu genießen: Es ganz bewusst einmal nur anzusehen, daran zu riechen, das Schokoladestückchen zu fühlen und schließlich zu schmecken.
Auch der Förderung der Genussfähigkeit haben wir uns in unseren Therapiestunden gewidmet. Vielen Menschen bereitet es Schwierigkeiten, sich Genuss zu gestatten. Genuss ist damit verbunden, sich bewusst Zeit für etwas zu nehmen. In unserer Lebenswelt scheint Genuss allerdings Luxus zu sein - und das finde ich sehr schade: Wer sich dazu eingeladen fühlt, sich bewusst der Langsamkeit hinzugeben, wird nicht selten als faul bewertet - Langsamkeit ist in unserer Lebenswelt verpönt. Wenn wir allerdings lernen, Achtsamkeit und Genuss aktiv in unser Leben zu integrieren, kann dies zu einer verbesserten Lebensqualität führen.
Ein Schüler fragte einmal seinen Meister, warum dieser immer so ruhig und gelassen sein könne. Der Meister antwortete:
"Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich."
Der Schüler fiel dem Meister ins Wort und sagte:
"Aber das tue ich doch auch! Was machst du darüber hinaus?"
Der Meister blieb ganz ruhig und wiederholte wie zuvor:
"Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich."
Wieder sagte der Schüler: "Aber das tue ich doch auch!"
"Nein", sagte der Meister. "Wenn du sitzt, dann stehst du schon. Wenn du stehst, dann gehst du schon. Wenn du gehst, dann bist du schon am Ziel." (Aus dem Zen-Buddhismus)
#Seele Fotos: C*
Ohne Bewertung annehmen, was ist - das bedarf der Übung. Meine Herausforderung in diesem Jahr und darüber hinaus. Im Hier und Jetzt zu sein, verschafft Erleichterung, Ruhe und Gelassenheit. Das weiß ich aus eigener Erfahrung und auch das will ständig eingeübt werden. Herzliche Sonntagsgrüße
Schöne, bedenkenswerte Ermunterungen, bedächtig, achtsam und gefühlvoll zu sein.
Ja, das zu verinnerlichen tut Körper und Seele gut.
Liebe Grüsse, Brigitte