Die Wechseljahre waren lange Zeit auch für Frauen ein Mysterium, über welches viele Frauen - noch in der Generation meiner Mutter - erst gar nicht gesprochen haben.
Frau hat sich diesen Wechseljahren meist stumm leidend und oft mit wenig Wissen darüber ergeben. Wenn Probleme auftraten (und das war häufig der Fall), schien der Weg zum (meist männlichen) Frauenarzt bereits vorgegeben. Auch waren die entsprechenden Präparate, die auf chemische Art und Weise den Hormonhaushalt steuern, rasch zur Hand.
Auch heutzutage bleibt diese Phase im Leben einer Frau mitunter noch unangesprochen, in stillem Leiden fühlen sich Frauen einem Wechselbad an Gefühlen und anderen Befindlichkeitsstörungen ausgeliefert. Und so manche Männer sind ratlos, weil sie ihre Frauen nicht mehr wiedererkennen.
Inzwischen hat sich allerdings viel getan, sanfte Medizin aus der Natur wird immer häufiger nachgefragt. Auch bewusste Ernährung, Bewegung und Psychohygiene sind wesentlich, um möglichst gut durch diese Zeit zu kommen.
Seit einigen Jahren ist mir bewusst, dass ich mich, inzwischen dreiundfünzigjährig, in meiner "zweiten Pubertät" befinde. Veränderung als essenzieller Bestandteil des Lebens, ganz klar, keine Neuigkeit für mich. Aber auf diese Art und Weise, wie sich die sogenannte zweite Pubertät zeigen kann, war ich nicht eingestellt ...
Die ersten Hinweise auf meine Wechseljahre habe ich bereits vor einigen Jahren wahrgenommen; mit anstrengenden Hitzewallungen und Schweißausbrüchen (oft in ungünstigen Momenten) habe ich mich mittlerweile arrangiert - ich nehme sie weitaus gelassener hin.
Seit Sommer 2023 sind meine Hormone allerdings nachgewiesenermaßen ganz besonders in Wallung geraten und dies auf eine Art, die mich außerordentlich fordert und die sich auch für einige Ärzt*innen als außergewöhnlich darstellt. Angefangen hat alles mit einer aggressiven Gastritis, der ich immer noch mit einem Mix aus Schulmedizin und alternativen Mitteln gegensteuern muss. Auch ein erstarktes Ernährungsbewusstsein ist ein großes Thema, denn wer möchte schon monatelang mit Beschwerden leben? Meine Essgewohnheiten habe ich ohne Probleme umgestellt, war ich früher gerne auch mal deftig unterwegs, empfinde ich inzwischen überhaupt keine Lust mehr darauf. Dennoch streikt der Magen weiterhin, Übelkeit ist meine tägliche Begleiterin. Das ist frustrierend: Mein nächster Schritt sind Tests zu eventuellen Unverträglichkeiten.
Eine ebenfalls riesige Herausforderung ist meine Schlaflosigkeit (und meine damit einhergehende Erschöpfung), welche leider auch die Magenbeschwerden begünstigt. Jene Schlaftabletten und Melatonin-Sprays, die ohne Verschreibung erhältlich sind, haben nicht geholfen. Es folgte daher eine intensive Odyssee durch Arztpraxen, Spitalsambulanzen und letztendlich auch durch verschiedene Beipacktexte diverser verschriebener Medikamente, zu denen ich allerdings aufgrund häufiger Nebenwirkungen erst gar nicht gegriffen habe. Selbst verordnete Schlaftabletten haben leider auch keine zufriedenstellende Verbesserung gebracht.
Inzwischen ist ein probates Mittel gefunden, allerdings ist mir klar, dass alle Medikamente Nebenwirkungen haben - wie sich diverse Auswirkungen auf Organe auch im Blutbild nachweisen lassen.
Meine Stimmungsschwankungen machen mich selbst betroffen, ich kenne mich so nicht: In einem Moment bin ich voller Zuversicht, diese Zeit gut zu meistern, im nächsten Moment erlebe ich mich völlig kleinlaut. Nicht zu verschweigen Herzrasen und Schwindel, Konzentration und Gedächtnis lassen mich ebenfalls häufig im Stich, auch der Rücken macht mir immer wieder zu schaffen.
Ich reagiere regelrecht allergisch auf Menschen, von deren Verhaltensweisen ich mich einfach genervt fühle. Es fällt mir nicht leicht, mich in solchen Fällen zu artikulieren. Das ist ebenfalls neu für mich, denn ich habe mich in der Vergangenheit immer zu wehren gewusst.
Meine Dünnhäutigkeit bewirkt, dass ich mich momentan mit all den Konflikten, die in der großen Welt herrschen, aber auch an Arbeitsplätzen und im familiären Kreis, nicht näher auseinandersetzen möchte. Ich meide nach Möglichkeit Menschen, die mir nie geheuer waren - und nun schon gar nicht.
Viele Männer befinden sich leider oft immer noch in praller Unwissenheit über die weiblichen Wechseljahre und ihre möglichen Begleiterscheinungen, was nicht selten auch zu partnerschaftlichen Differenzen führt. Leider dominiert in solchen Phasen häufig auch Sprachlosigkeit. Die seelischen Auswirkungen dieser "zweiten Pubertät" im Leben einer Frau können gewaltig sein.
Mir hilft, mich mit anderen Frauen auszutauschen. Auch Gespräche mit meinem Partner sind mir wichtig.
Mir ist bewusst: Meine Lebenszeit ist nicht unbegrenzt, weshalb ich es für wichtig erachte, dass ich mir darüber klar werde, was ich verändern möchte, wie ich mein Leben weiter gestalten möchte, wofür ich offen bin, was ich noch erreichen möchte.
Ich möchte diese Zeit auch als Chance nützen!
Foto: C*
Albertina, Wien - April 2019; "Die Nacht der Skorpione", Xenia Hausner
Reine Spekulation meinerseits, die Damen am Bild mit den Wechseljahren in Verbindung zu bringen.
Liebes C,
du beschreibst deinen Leidensweg und ich kann es sehr mitempfinden.
Wie so viele andere Frauen, war auch ich nicht vorbereitet, bzw. hatte durch eine frühe Hysterektomie eine andere Wahrnehmung dieser Zeit. Ältere Frauen sprachen "früher" hauptsächlich von Hitzewallungen, die ihr Leben beeinträchtigt haben. Davon, dass diese wichtige Zeit eine Zeit des Übergangs war und ist, war nicht die Rede.
Immerhin hatte ich in jenen Jahren genügend Zeit um zu forschen und zu lesen. Besonders eine Autorin, Dr. med. Christiane Northrup, eine Gynäkologin (Frauen Körper Frauen Weisheiten u.a.) hat mir sehr durch diese Jahre geholfen.
Obwohl ich immer dachte, viel über mich und meinen Körper u. meine Psyche zu wissen, hatte ich unglaublich viele Aha-Momente. Und ich las über…
Bei mir sind die Wechseljahre ausgeblieben, oder ich habe sie nicht gespürt, weil der Seelenschmerz größer war. Ich war 51, als mein Mann ganz plötzlich starb. Da trat ich in eine andere Welt, um überleben zu können. Von dem Tag an bekam ich keine Periode mehr. Ich lebte eine anderes Leben. Später kamen neurologische Erkrankungen, und Vieles, was du auch hier aufführst. Psychisch wie Physisch.
Vor allem im Winter werde ich richtig krank. Jetzt geht es mir besser. Die Natur ist meine Heilquelle, der Wald mein Refugium ... ich brauche Wärme, Licht und Farben.
Ich wünsche dir alles Gute für deine zweite Pubertät!
Liebe Grüße,
Andrea
Irgendwie habe ich eigentlich immer mehr unter meiner Regel gelitten, als dann später unter den Wechseljahren. Auf Grund einer gesundheitlichen Sache, war ich die dann auch schon mit Anfang 40 los und war heilfroh. Ich habe mich auch in keiner Sekunde als Frau minderwertig gefühlt - ganz im Gegenteil. Endlich konnte ich mich völlig frei bewegen.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute. Jeder muss da wohl seinen eigenen Weg finden.
Liebe Grüße
Jutta
so mögest du gesunden in der dir gemäßen art, es gibt ja nicht nur einen weg. und der richtige ist der eigene, so ist diese krise doch auch verheissung auf kommendes. ich freue mich, dass du verständnisvolle begleitung hast, dann wird alles gut. viel kraft und mut für deinen weg, herzlich grüßt roswitha
Als ich gelernt hatte, die zum Teil schwerwiegenden Veränderungen zu akzeptieren, habe ich die Wechseljahre tatsächlich als Chance begreifen können, das nachzuholen und aufzuarbeiten, dem ich mich der Pubertät aus diversen Gründen nicht gestellt habe. Einen Austausch mit anderen Frauen hatte ich nicht, ich habe viel gelesen und mir dort Anregungen und Impulse geholt. Im Moment überlege ich, ob ich nicht so etwas wie einen "Frauenkreis" initiieren soll, in dem Frauen über das sprechen und sich austauschen können, was anliegt. Kein Jammerkreis, der alle in ihrem eigenen "Jammertal" sitzen bleiben lässt. Doch irgendetwas fehlt noch, die Idee in die Tat umzusetzen. Liebe Grüße