Unsere Worte spiegeln uns - das meint zumindest Christa Kössner in ihrem Buch Meine Worte spiegeln mich - Das Spiegelgesetz-Wörterbuch.
Ihre Vision war es, einer negativen bzw. lieblosen Wortwahl ein Wort gegenüberzustellen, das die Essenz eines Begriffes positiv trifft.
Dass da angesichts einiger Umwandlungen auch ein Lächeln dabeisein kann, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Wer in seiner Wortwahl achtsam ist, kann sich wohl auch den einen oder anderen Ärger sparen. Frau Kössner ist der Meinung, dass "wir unsere ureigenste Wirklichkeit ebenso negativ erleben, wir wir sie mit negativen Aussagen beschreiben!"
Eine mögliche Schwierigkeit beim Verwandeln negativer Wörter sei das punktgenaue Treffen des Wortkerns, so Christa Kössner. Die Essenz des negativen Wortes müsse dennoch jedenfalls getroffen werden, sonst ginge der Sinn verloren.
Konkret am Beispiel der Neuzeitaphrodite: Das Ausgangswort ist Emanze, ein Wort, das durchaus negativ besetzt ist. Aus Orangenhaut wurde bei Kössner die Knuddelzone.
Taurusplateau steht für Stiergenick, konfliktbereit für streitsüchtig. Die Umwandlung für stumpfsinnig gefällt mir besonders gut: FKK im Geiste
Über einen Zeitraum von beinahe drei Jahren hat sich die Autorin dieser Thematik gewidmet. Manche Umwandlungen finde ich nicht notwendig, für unentschlossen beispielsweise braucht es diese meiner Meinung nach gar nicht: bedacht, vorsichtig
Manche Umwandlungen finde ich auch nicht gelungen: Ist eigenständig tatsächlich die passende aussagekräftige Umwandlung von unfair?
Wenn sich junge Menschen (auch Kinder und Teenager) unterhalten, bin ich manchmal ratlos. Da braucht es eigene Wörterbücher für die Jugendsprache. Ein kleiner Auszug:
Was ist eine Abschlepp-Öse? Des Rätsels Lösung: ein Piercing!
Fressnarkose? - Mittagsschlaf
Gehirnfasching? - psychisch labil sein
Eierfeile? - Fahrrad
Beinpresse? - Leggings
Abbitchen? - Abschminken
Viel Spaß dabei, falls Du selbst Freude daran findest, wie ein semantischer Houdini neue Worte zu kreieren. Lass mich gerne daran teilhaben!
#Buchtipps #Filmtipps Foto: C* - im Kunsthistorischen Musum, Wien, Dezember 2019
Interessant als Experiment, aber meines Erachtens bringt solch eine Wortumwandlung nicht unbedingt etwas Positives. Man sollt vielleicht einfach auf die eigene Wortwahl achten, sodass es nicht beleidigend oder arrogant klingt. 😉
„Abbitchen“-ganz ehrlich, da musste ich lachen. Wenn aber schon in offiziellen Nachrichtenportalen von geghostet geredet und geschrieben wird, finde ich das nicht toll. So erreicht man die Jugend auch nicht.
Liebe C., ich schicke dir liebe Grüße
Na ja, mir kommen diese Umwandlungen etwas kläglich vor. Wenn eine Emanze (für mich eine selbstherrliche Frau) zur Neuzeitaphrodite wird, finde ich es einfach nur lächerlich. Und streitsüchtig ist niemals konfliktbereit, sondern streitsüchtig und nichts Anderes.
Frau Köstners Buch ist vielleicht gut gemeint, aber einen wirklichen Mehrwert scheint es meiner Meinung nach nicht zu bieten.
Dennoch danke für deine Besprechung und lieben Gruss,
Brigitte
Versteh einer die Jugendsprache! Aber das hat wahrscheinlich schon Goethe oder jemand noch viel früher gesagt. Unsere Großeltern haben auch merkwürdig geguckt, als wir von abhotten redeten. So ist der Wandel der Zeit und Sprache ist einem ständigen Wandel unterworfen.
Liebe Abendgrüße
Also ein paar von den neuen Wortfindungen finde ich lustig. Muss ich mir noch genauer anschauen, liebe C Stern.
Ich liebe es ja selbst, neue Umschreibungen zu finden, ganz so, wie ich es eigentlich empfinde und ausdrücken würde. Hab das früher auch ganz oft in meinem Blog so gemacht. Damals, als man noch die ganzen Texte las und sich dann über solche "Bemerkungen" amüsieren konnte.
Aber auch liebe, freundliche, herzliche Umschreibungen, die meine Zärtlichkeit ausdrücken ... meistens in Bezug zur Natur ... zu Pflanzen und Tieren. Und manchmal auch, weil mir im Moment die richtige Bezeichnung nicht einfälllt, was öfters vorkommt, wenn mir keine Zeit zum Nachdenken bleibt ...
Zu den Beispielen, die du aufführst: Unentschlossen bin ich, wenn ich…