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Neuzeitaphrodite

  • Autorenbild: C*
    C*
  • 20. Juni 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 22. Juni 2024


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Unsere Worte spiegeln uns - das meint zumindest Christa Kössner in ihrem Buch Meine Worte spiegeln mich - Das Spiegelgesetz-Wörterbuch.

Ihre Vision war es, einer negativen bzw. lieblosen Wortwahl ein Wort gegenüberzustellen, das die Essenz eines Begriffes positiv trifft.

Dass da angesichts einiger Umwandlungen auch ein Lächeln dabeisein kann, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Wer in seiner Wortwahl achtsam ist, kann sich wohl auch den einen oder anderen Ärger sparen. Frau Kössner ist der Meinung, dass "wir unsere ureigenste Wirklichkeit ebenso negativ erleben, wir wir sie mit negativen Aussagen beschreiben!"

Eine mögliche Schwierigkeit beim Verwandeln negativer Wörter sei das punktgenaue Treffen des Wortkerns, so Christa Kössner. Die Essenz des negativen Wortes müsse dennoch jedenfalls getroffen werden, sonst ginge der Sinn verloren.


Konkret am Beispiel der Neuzeitaphrodite: Das Ausgangswort ist Emanze, ein Wort, das durchaus negativ besetzt ist. Aus Orangenhaut wurde bei Kössner die Knuddelzone.

Taurusplateau steht für Stiergenick, konfliktbereit für streitsüchtig. Die Umwandlung für stumpfsinnig gefällt mir besonders gut: FKK im Geiste

Über einen Zeitraum von beinahe drei Jahren hat sich die Autorin dieser Thematik gewidmet. Manche Umwandlungen finde ich nicht notwendig, für unentschlossen beispielsweise braucht es diese meiner Meinung nach gar nicht: bedacht, vorsichtig

Manche Umwandlungen finde ich auch nicht gelungen: Ist eigenständig tatsächlich die passende aussagekräftige Umwandlung von unfair?


Wenn sich junge Menschen (auch Kinder und Teenager) unterhalten, bin ich manchmal ratlos. Da braucht es eigene Wörterbücher für die Jugendsprache. Ein kleiner Auszug:

Was ist eine Abschlepp-Öse? Des Rätsels Lösung: ein Piercing!

Fressnarkose? - Mittagsschlaf

Gehirnfasching? - psychisch labil sein

Eierfeile? - Fahrrad

Beinpresse? - Leggings

Abbitchen? - Abschminken


Viel Spaß dabei, falls Du selbst Freude daran findest, wie ein semantischer Houdini neue Worte zu kreieren. Lass mich gerne daran teilhaben!


#Buchtipps #Filmtipps Foto: C* - im Kunsthistorischen Musum, Wien, Dezember 2019

 
 
 

12 Kommentare


Rosa Ananitschev
Rosa Ananitschev
23. Juni 2024

Interessant als Experiment, aber meines Erachtens bringt solch eine Wortumwandlung nicht unbedingt etwas Positives. Man sollt vielleicht einfach auf die eigene Wortwahl achten, sodass es nicht beleidigend oder arrogant klingt. 😉

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C*
C*
23. Juni 2024
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Wie ich hier schon geschrieben habe, es ist nicht immer ganz einfach, die richtige Wortwahl zu treffen. Unterschiedliche Menschen fassen ein und den gleichen Satz mitunter völlig anders auf. Es gibt so vieles, was uns prägt - und das nicht auf gleiche Weise. Mir fällt auch auf, dass wir manchmal zu sehr mit emotionalen Ohren hören, anstatt sachlich zu bleiben. Das kann Konflikte ebenso schüren.

Ich finde manche Schöpfungen ganz witzig, andere wieder überhaupt nicht zutreffend und völlig überflüssig.

Liebe Grüße

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gudrunebert
21. Juni 2024

„Abbitchen“-ganz ehrlich, da musste ich lachen. Wenn aber schon in offiziellen Nachrichtenportalen von geghostet geredet und geschrieben wird, finde ich das nicht toll. So erreicht man die Jugend auch nicht.

Liebe C., ich schicke dir liebe Grüße

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C*
C*
21. Juni 2024
Antwort an

Liebe Gudrun,

es ist mir Selbiges aufgefallen wie Dir: Auch offizielle Nachrichtenkanäle bedienen sich bereits der überaus saloppen Jugendsprache.

Allerdings glaube ich inzwischen, dass ein Teil der Jugend so durchaus erreicht wird. Ich habe diese Erfahrung zumindest in meiner Arbeit gemacht. Auch auf Unis herrscht bereits diese Sprache, da war ich ebenfalls ziemlich überrascht.

Vielen Dank für Deine Meinung & herzliche Grüße zu Dir!

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Brigitte Fuchs
Brigitte Fuchs
21. Juni 2024

Na ja, mir kommen diese Umwandlungen etwas kläglich vor. Wenn eine Emanze (für mich eine selbstherrliche Frau) zur Neuzeitaphrodite wird, finde ich es einfach nur lächerlich. Und streitsüchtig ist niemals konfliktbereit, sondern streitsüchtig und nichts Anderes.

Frau Köstners Buch ist vielleicht gut gemeint, aber einen wirklichen Mehrwert scheint es meiner Meinung nach nicht zu bieten.

Dennoch danke für deine Besprechung und lieben Gruss,

Brigitte

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C*
C*
21. Juni 2024
Antwort an

Ich habe ein paar Umwandlungen gelesen, die ich amüsant finde - ansonst bin ich der Meinung, dass man die Dinge auch so ansprechen soll, wie man sie empfindet, selbst wenn ein Wort einmal etwas deutlicher ausfällt. Man muss nicht alles "beschönigen": Das fällt aus meiner Sicht auch unter das Kapitel "Psychohygiene".

Ich selbst beobachte mich allerdings immer wieder dabei, dass ich bei manchen Menschen nach "freundlichen" Worten suche, die allerdings aus meiner Sicht auch meine klare Haltung der Dinge beinhalten. Bekomme aber von meinen besten Freunden rückgemeldet, dass ich damit nicht klar genug bin.

Es ist manchmal gar nicht so einfach, den richtigen Ton zu treffen, das jedenfalls ist meine Erfahrung.

Danke für Deinen Kommentar & und einen herzlichen Morgengruß…

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petra ulbrich
petra ulbrich
20. Juni 2024

Versteh einer die Jugendsprache! Aber das hat wahrscheinlich schon Goethe oder jemand noch viel früher gesagt. Unsere Großeltern haben auch merkwürdig geguckt, als wir von abhotten redeten. So ist der Wandel der Zeit und Sprache ist einem ständigen Wandel unterworfen.


Liebe Abendgrüße

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C*
C*
20. Juni 2024
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"Abhotten" habe ich noch nie gehört 😀 Aber ich hab's gegoogelt, was es bedeutet! Und wieder ein neues Wort dazugelernt, besten Dank!

Herzliche Grüße zu Dir!

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andreaobi
20. Juni 2024

Also ein paar von den neuen Wortfindungen finde ich lustig. Muss ich mir noch genauer anschauen, liebe C Stern.

Ich liebe es ja selbst, neue Umschreibungen zu finden, ganz so, wie ich es eigentlich empfinde und ausdrücken würde. Hab das früher auch ganz oft in meinem Blog so gemacht. Damals, als man noch die ganzen Texte las und sich dann über solche "Bemerkungen" amüsieren konnte.

Aber auch liebe, freundliche, herzliche Umschreibungen, die meine Zärtlichkeit ausdrücken ... meistens in Bezug zur Natur ... zu Pflanzen und Tieren. Und manchmal auch, weil mir im Moment die richtige Bezeichnung nicht einfälllt, was öfters vorkommt, wenn mir keine Zeit zum Nachdenken bleibt ...


Zu den Beispielen, die du aufführst: Unentschlossen bin ich, wenn ich…


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C*
C*
20. Juni 2024
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Meine Beispiele sind nur ganz wenige, um ein bisschen zu zeigen, worum es im genannten Buch geht.

Manchmal glaube ich übrigens, etwas Neues entdeckt zu haben, dann gebe ich das Wort ein und schon purzeln die längst bekannten Beispiele daher. Dann war's meinerseits nix mit Neuschöpfungen ;-)

Genau so, wie Du die nicht so gelungenen Umwandlungen anführst, sehe ich das auch. Ich kann mich Deiner inhaltlichen Auseinandersetzung damit und Deinen angeführten Ergebnissen dazu nur anschließen!

Herzliche Grüße!

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