Losst's Eich Zeit!
- C*

- vor 10 Stunden
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Unser gestriger Ausflug führt erneut ins Mühlviertel, das erste Ziel ist Hirschbach, eine kleine Gemeinde bei Freistadt. Hier befindet sich der Ausgangspunkt für einen etwa 12,5 km langen Weg, der an sogenannten Steinbloßhäusern vorbeiführt. Es ist nicht unser Plan, diesen Weg als gesamten zu gehen, sondern lediglich jene Häuser zu sehen, die den Beginn des Weges sozusagen kennzeichnen.
Doch zuvor, wie es bei uns gute Tradition ist, wollen wir ein uriges Gasthaus aufsuchen, das auch in einem Buch empfohlen wird, in welchem echte Wirtshauskultur Thema ist. Das Kulturwirtshaus präsentiert sich seinen Besucher*innen selbstverständlich recht eindrucksvoll im Stoabloß-Stil, wie es im Mühlviertel heißt.
Der legendäre Sonntagsbraten kommt in diesem Haus noch aus dem Holzofen. Das Wirtshaus wird bereits seit 1714, aktuell in der zwölften Generation, betrieben, da hat man wohl auch gute Rezepte immer wieder weitergegeben.
Als wir den Hof des urigen Hauses betreten, sehen wir uns einer Vielzahl an gar grauslichen Perchtenmasken gegenüber. Doch der Schreck ist schnell überwunden, wir sind wieder früh dran und werden sehr freundlich in der Gaststube empfangen. Meine Begeisterung für die gute Stube ist geweckt, der Fotoapparat wird sofort gezückt.
Auf der Karte sind lauter Köstlichkeiten aus der Mühlviertler Küche angeführt, die Entscheidung fällt schwer. Die nette Kellnerin bemerkt es lächelnd und meint: Losst's Eich Zeit! Entschleunigung als Lebensqualität wird hier überhaupt groß geschrieben, diese strahlt auch der Wirt aus, der sich bei uns gemächlich erkundigt, was uns in die Gegend führt. Schließlich fällt unsere Entscheidung, einmal Leberschädel mit warmem Krautsalat und Erdäpfeln, und einmal ein Schweinsbratl - auch die Mehl- und Semmelknödel sowie der warme Krautsalat werden hervorragend munden. An dieser Stelle erwähne ich gerne auch einmal, dass uns Hauben- und Sterne-Küche nicht die Bohne interessieren. Niemals würden wir Lokalitäten dieser Art als gemütlich empfinden und auch so manche Kompositionen aus der Küche würden uns wohl eher irritieren. Ich erinnere mich an einige Einladungen in Gourmettempel, meine Sache war das allerdings nie.
Nach so einer netten Einkehr ist es an der Zeit, uns etwas in der Gegend umzusehen. Dazu geht's noch einmal retour ins Zentrum von Hirschbach, wir suchen den Ausgangspunkt zum Rundweg und werden auch gleich fündig. Als besonders hübsch empfinde ich das Steinbloßhaus, in welchem ein Bauernmöbelmuseum untergebracht ist. Es muss herrlich sein, im Sommer die Kühle eines Steinbloßhauses genießen zu können, im Gegenzug dazu bleibt im Winter die wohlige Wärme in der guten Stube lange gespeichert.

Wir gehen eine Zeitlang an der schmalen Straße entlang, das scheint uns allerdings nur mäßig attraktiv, weshalb wir uns bald dazu entschließen, umzudrehen und über einige Dorfstraßen nach Freistadt weiterzufahren, vorbei an weiteren Höfen und Häusern, die in der Steinbloßbauweise erbaut sind. Meine Vorliebe für altes Gemäuer sehe ich bei all diesen Anblicken als bestätigt.

In Freistadt war ich schon sehr lange nicht mehr, es ist eine schmucke kleine Stadt in der Nähe der tschechischen Grenze. Wir betreten die Stadt, in der etwa 8.300 Menschen leben, durch das Linzertor. Die mittelalterliche Altstadt ist fast vollständig erhalten, es gibt viele hübsche und gepflegte Häuser. Als sehr störend empfinde ich allerdings, dass es kaum Straßen oder Gässchen gibt, in denen keine Autos parken. Beim ziellosen Herumschlendern entdecken wir eine Konditorei, in der uns einige Mehlspeisen besonders anlachen - das Café wird sich als gute Wahl herausstellen, um uns hier spontan einzufinden. In meinem Hinterkopf taucht bei meiner Bestellung einer Malakofftorte ein kleiner Gedanke auf, der mich an Kalorientabellen erinnert 😏
Warnen muss ich auch vor einer bösen Hexe, die in dieser Stadt ihr Unwesen treibt. Man sollte sich keinesfalls in ihr Lebkuchenhaus locken lassen ...
Wir sind der listigen Hexe entkommen und wieder bestens in Linz gelandet.

Im Mühlviertel unterwegs zu sein, ist für mich immer wie eine Zeitreise - zurück zu meinen Wurzeln. Dazu habe ich auch einiges zu erzählen, wer mag, erfährt hier mehr darüber.
Fotos: C*



Liebe C*, ich war noch nie in Freistadt! Du zeigst allerdings schöne Ecken davon und erzählst auch so, dass ich Lust darauf bekomme. Diese Stoabloß-Häuser haben einen ganz eigenen Charme - und ja, ich kann mir gut vorstellen, dass es da im Sommer schön kühl und im Winter angenehm warm drin ist - und genrell eine gemütliche Atmosphäre. Zeit lossn ist etwas, das einem heute auch nicht mehr so oft gegönnt wird. Edi und ich sind ebenfalls nicht die Sterneküchenesser. Aber hui, ja, die Kalorien bei traditionellem Österreich-Futter, die sind nicht ohne. Wir "tracken" ja jetzt die Kalorien, und heute waren wir (erstmals nach unserer "Weihnachts-Grippe") mit Freunden unterwegs; ich habe mir ein Surschnitzel mit Erdäpfelsalat genehmigt, und obwohl ich…