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In der Wartezone



Warten kann zur subtilsten Form der Folter werden, so lese ich bei einem Schriftsteller. Ich kann ihm beistimmen. Diese Form der Folter und ihre Auswirkungen auf mein Wohlbefinden habe ich in den letzten Tagen an mir selbst wahrgenommen.


Seit vorletzter Woche plagen mich seltsame Vorgänge in meinem Magen. An einem Tag - ich schiebe es auch auf die unerträgliche Hitze, die mir sehr zusetzt - revoltiert er total; er changiert zwischen einem energischen Auftrag an mich, Nahrung zu mir zu nehmen, und gleichzeitig Aufnahmeverweigerung aufgrund Übelkeit: Da zwickt und zwackt es hier und dort und da aufgrund seiner Empörung, nichts Brauchbares serviert zu bekommen, der Magen reagiert voller Hunger auf Futter und ich erfülle ihm widerstrebend seine Bedürfnisse - gleich darauf zeigt er sich absolut sauer gegenüber dem Zugeführten. Schließlich erlahmt mein Appetit vollends. Wenn ich nur noch Tee, trockene Semmeln und Zwieback zu mir nehme, dann ist definitiv Feuer am Dach. Mein Magen fühlt sich an, als würde eine Faust in ihm wühlen und wüten, manchmal fällt mir sogar das Atmen schwer. Meine Überzeugung, diesen und noch weiteren seltsamen Vorgängen und Beobachtungen sofort auf den Grund gehen zu müssen, ist selten größer als in diesen, mich ängstigenden Momenten. So lande ich beim Hausarzt und anschließend in einer völlig überfüllten Krankenhausambulanz - und dann heißt es einige Stunden "Warten!": auf Untersuchungen, Ergebnisse und Besprechungen.

Und da ich mich in Wartezonen äußerst unwohl fühle und immer wieder von mehr als deutlichen Beklemmungsgefühlen heimgesucht werde, gehöre ich nicht zu denen, die regelmäßig ihre Vorsorgeuntersuchungen machen.


Ich beschäftige mich nun also mit meinem Körper. Ich erkenne auch die gravierenden Auswirkungen der Wechseljahre auf mich. Meine Hormone erzeugen äußerst skurrile Laborwerte, die selbst zwei Ärzte kurz ratlos machen: Die Ergebnisse matchen absolut nicht mit weiteren Untersuchungen. Ich frage voller Angst nach, was die Ursache dafür sein könnte. Die Antwort ist ebenso ehrlich wie beklemmend, man müsse sich noch weitere Blutwerte ansehen und ich hoffe inständig, dass der angekündigte Anruf über die Ergebnisse bald kommt. Meine Erleichterung ist RIESIG, als es bereits einige Stunden später Entwarnung gibt: Es weist nichts mehr auf einen Tumor hin!

An mir selbst erkenne ich schon länger seelische Loopings, die sich auch in meiner Wirkung nach außen mitteilen. Galt ich oft als sehr ausgeglichen und optimistisch, so merke ich in den letzten Jahren, dass ich schnell aus dem Häuschen gerate und mich rasch gestresst fühle - auch von vielen Verpflichtungen. Weit verbreitete Inaktivität, Abgeschlagenheit und zunehmend erlahmendes Interesse an meiner Umwelt machen mir schon seit längerem zu schaffen. Alles Auffälligkeiten, die so gar nicht grundtypisch für mich, einen weltoffenen, wachen und neugierigen Menschen, sind!

Auch nicht gerade optimal, meine Ernährung - ebenso suboptimal, dass ich mich nicht genug bewege. Lieber beschäftige ich mich mit geistigen Vorgängen. Doch gilt nicht der Körper als Tempel der Seele? Meiner Seele widme ich weit mehr Aufmerksamkeit, ich gehe in mich, höre hinein, entdecke Veränderungen in meinen Wünschen und Bedürfnissen. Ich schenke meiner Seele auch gerne Zeit, um zu reifen. Doch nun begreife ich einmal mehr und sehr deutlich, dass Körper, Geist und Seele im Idealfall eine Einheit bilden. In der Theorie ist dies ja auch meine Überzeugung, diese muss ich mir nicht erst erarbeiten. Aber es brauchte offensichtlich eine deutliche Erinnerung daran ...

Die vergangenen Tage waren eine Warnung an mich. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und eine ausgewogenere Lebensweise wollen von nun an mehr Gewicht erhalten!


Foto: Pixabay, "blickpixel"

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