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Gartenglück



Mir bedeutet die Pflanzenwelt eine unendlich geheimnisvolle Welt voller Schönheit und Anmut, in der ich mein inneres Kraftwerk aktivieren kann. Dieses Bild des inneren Kraftwerkes habe ich vor ein paar Wochen bei Tim Lobinger gelesen, der leider viel zu früh verstorben ist. Als sein inneres Kraftwerk bezeichnete er seine Familie - seine Kinder, die ihm Kraft und einen ungeheuren Willen verliehen, trotz seiner schweren Krebserkrankung weiterzukämpfen, immer wieder Ziele zu visionieren - besondere Anlässe, die er noch erleben wollte.

Ich gehöre zu den Menschen, die sehr bildhaft denken. Das ergibt viel Schönes, wenn ich über solches sinniere, kann aber sehr anstrengend werden, wenn mich die Mühen meiner kleinen privaten und der großen öffentlichen Welt erreichen. Ich kann die Auswirkungen der Macht der Gedanken immer wieder spüren und wahrnehmen und frage mich, wieso es nicht jeden Tag möglich ist, dem Leben ein Sahnehäubchen draufzugeben?

Das Leben findet eben nicht in der Villa Kunterbunt statt, auch, wenn mir der Gedanke daran durchaus gefällt. Ich möchte mich an dieser Stelle selbst daran erinnern, dass das Glas halb voll oder halb leer sein kann - es liegt im Ermessen des Betrachtenden!


Apropos Villa Kunterbunt: Vor einigen Jahren noch hatte ich einen genialen Ausblick auf mein Nachbargrundstück, auf dem eine mit wahrhaft zwei grünen Daumen gesegnete Frau ihre Gartenträume nach und nach zum Erblühen brachte. An vielen Wochenenden und an zahlreichen Feierabenden hat sie fachgerecht wunderschöne Blumeninseln und Ziersträucher gepflanzt und sogar einen kleinen Teich angelegt. Ein Wohnwagen diente als gemütliche Basisstation, um auch für das leibliche Wohl zu sorgen. Wie sehr ich mich über das Wunder Garten, das sich über einige Jahre vor meinen Augen ausbreitete, erfreuen konnte! Ich nannte dieses kleine Paradies bei mir Garten Kunterbunt. Immer wieder zog es mich zu meinem Küchenfenster, um all die Schönheiten zu betrachten. Der Garten gedieh prächtig und auch für reichlich Tierwohl war gesorgt. Es war bereichernd, diesen Frieden jeden Tag aufs Neue mitgenießen zu dürfen. Traumhaft! In einem Gespräch mit der netten Nachbarin tat ich ihr kund, welche Freude ihr Gartenglück auch für mich bedeutete.

Eines Tages entdeckte ich, dass die Nachbarin damit begann, ihren zauberhaften Garten, diesen wunderbaren Rückzugsort, Stück für Stück zu verwandeln - und ich ahnte Böses ... Nach ein paar Wochen der mühevollen Arbeit - der Garten wurde immer kahler und leerer - war mir klar, dass hier keine neuen Pflanzenträume ihre Verwirklichung finden würden. Schließlich wusste ein Nachbar eine Antwort - das Grundstück war verkauft worden und es sollten Wohnungen errichtet werden. Das waren niederschmetternde Neuigkeiten für mich, denn als ich hierher vor über zwanzig Jahren zugezogen bin - bewusst ins Grüne, die Stille liebend -, trübten keine Wohnhäuser den freien Blick in eine Umgebung, die auch glückliche Hühner und einige Rindviecherl beherbergt. Auch Kuckuckslaute können im Frühjahr oft klar und deutlich vernommen werden. Im Vogelparadies befinde ich mich ohnehin, Vögel haben hier den Garten Eden, inmitten von vielen Sträuchern, Bäumchen, Geäst und Blumen. Im Sommer grillt, zirpt und summt es vor meinen Fenstern, ein friedliches Stückchen "Schöner Wohnen".

Mein Leuchtturm ist durch neue Bauten ebenfalls aus meinem Blickfeld verschwunden, das war ebenso ein herber Verlust für mich. Wenn ich abends heimkam, hielt ich Ausschau nach dem in der Ferne zuverlässig blinkenden Turm - Anregungen für jene Bereiche in meinem Gehirn, die für Fantasien zuständig sind.

Manchmal, in der Stille des sehr späten Abends, ahne ich ganz leise, wie Schiffe auf der Donau vorbeiziehen. Die Gefühle, die sich dabei in mir ausbreiten, lassen sich am besten mit Geborgenheit und Dankbarkeit beschreiben ...


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