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Ewiges Leben - haben wir die Zukunft in unseren Händen?



Schon mit unserem ersten Atemzug, den wir hier auf Erden getan haben, war klar, dass wir uns in den Kreislauf des Lebens einordnen müssen. Dennoch versuchen wir Menschen, oft auch sehr krampfhaft und verzweifelt, unser Leben festzuhalten.

Die moderne Medizin kann Leben verlängern, aber dennoch können wir dem Tod letztendlich nicht entweichen. Er ist die einzige Gewissheit in unserem Leben.


Gruselig muten mich Bestrebungen von Menschen an, sich nach ihrem Tod einfrieren zu lassen, um zu einem Zeitpunkt X wieder aufgetaut zu werden. Das Fachwort dafür heißt "Kryonik": Nach dem Tod wird der Körper - oder nur das Gehirn - in flüssigem Stickstoff auf -196 Grad Celsius gekühlt, so wird der Verfall der Zellen gestoppt. (Sofern nur das Gehirn auf diese Weise behandelt wird, hofft der aufgeklärte Kryoniker darauf, dass der neue Körper zum alten Kopf in der Zukunft nachgeklont oder komplett neu konstruiert werden kann.) Auch das Einfrieren von Eizellen oder Embryonen, das sogenannte "Social Freezing", findet auf diese Weise statt. Man mag davon halten, was man möchte, ich finde die Entwicklungen bedenklich - vor allem auch, weil es heute für "Social Freezing" meist keine medizinischen Gründe gibt ... Den ursprünglichen Grund für diese Vorgehensweise kann ich jedoch nachvollziehen: Diese Methode war und ist für junge Frauen gedacht, die sich einer Chemotherapie unterziehen mussten / müssen und dennoch einen Kinderwunsch hatten / haben.

Vor allem in den USA gibt es Menschen, die sich für solche Vorgänge interessieren und bereit sind, einen Vertrag zu unterschreiben und viel Geld zu investieren. Es sind Menschen, die ihr Fortleben sichern möchten, indem sie darauf hoffen, von irgendjemandem in der Zukunft wieder aufgetaut zu werden - als Mensch, dem die Medizin helfen kann. Diese sehr umstrittenen Methoden greifen auch bereits in Europa um sich und sie zeigen allzu deutlich, dass es Menschen gibt, die ein Problem mit ihrer eigenen Endlichkeit haben. Oder ist es tatsächlich eine Faszination, mehr noch, eine Begeisterung für die Möglichkeiten der modernen Wissenschaft, welche die Kryoniker umtreibt?

Für diese Menschen gilt der Tod vermutlich nicht als etwas Natürliches. Alter gilt als Krankheit, die man heilen möchte. Und bis es also soweit ist, braucht es die Kryonik.

Ich finde, wir schaffen mit solchen - zumindest mich - verstörenden Ideen und Geschäften ein riesiges Feld für ethische Fragen.


In Auseinandersetzung mit unserer Endlichkeit scheint mir eine gute lebensbetrachtende Annäherung zu sein, dass wir uns einfach einmal unseren Atem bewusst machen, denn er ist ein einzigartiger und hervorragender Motor in Sachen Loslassen, wie auch Nina Roy, Ärztin und Autorin des Buches "TCM your life" rät.

Es ist nicht der Tod, mit dem sich Menschen nicht beschäftigten (wollen), es ist vielmehr die eigene Todesangst, der wir uns nicht stellen wollen. Das Sterben wird aus dem Leben ausgeblendet und findet zumindest in unserer Kultur hauptsächlich an wenigen, dafür auserkorenen Orten statt: Krankenhäuser, Altenwohneinrichtungen und Hospizhäuser stellen sicher, dass der Tod dort auf die Menschheit zukommt, wo wir es ertragen, ihn einlassen zu können.

Mit dem Tod, da beschäftigen sich manche Menschen schon zu Lebzeiten ausführlich, vor allem sind sie bestrebt, schon genaue Abläufe und Zeremonien ihres Begräbnisses festzulegen, in Särgen wie auf einer Matratze Probe zu liegen, Lieblingslieder auszuwählen; selbst Listen werden erstellt, wer vom Ableben informiert werden soll und wer keinesfalls. Ich finde diese Vorgehensweisen teilweise verständlich, sie gehören allerdings keinesfalls zu meinem eigenen Alltag. Es gibt nur zwei Wünsche, die ich habe: eine Baumbestattung und bitte kein Schauflaufen an einem offenen Sarg!

Ich meine, zur Würde, die wir auf unserer letzten Wegstrecke erleben wollen, gehört auch eine gewisse Würde, das Leben zu leben - denn es gibt keine Grenze, die den Tod vom Leben trennt. Er gehört in jedem Moment zu unserem Leben dazu, ob wir uns diese Tatsache nun eingestehen wollen oder nicht.

Interessant auch, wie viele Euphemismen es gibt, die dem Tod zugeschrieben werden, laut Sprachforscher Dornseiff sollen es mehr als fünfhundert sein.

Der Schlaf ist also der kleine Bruder des Todes: Während wir schlafen, kommt uns unser Bewusstsein abhanden - ich frage mich ja oft, was in dieser Zeit passiert? Denn bis auf das Träumen, an das ich mich selten genug erinnere, gibt es nichts, das ich weiß, aber eines ist sicher: Die Welt kommt auch ohne mich aus, das ist ganz klar.


Die beliebteste Vorstellung der Menschen vom eigenen Sterben ist die, im eigenen Bett einzuschlafen - und nicht mehr aufzuwachen.

Wenn wir uns diesem letzten Kapitel auf Erden also stellen wollen, müssen wir uns eigentlich mit unserer eigenen Todesangst beschäftigen, denn diese ist es, die von unserem Bewusstsein ausgeblendet wird. Wie brachte es schon Woody Allen auf den Punkt? "Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Ich möchte bloß nicht dabei sein, wenn es passiert." Nur die Ungewissheit über den Zeitpunkt und die Art und Weise, wie wir einst diese Welt verlassen werden, macht das Todesbewusstsein, das von Beginn an jedem Menschen innewohnt, erträglich.


Foto: C* - Bäche, die über schroffe Felswände tosend ins Tal donnern oder an manchen Stellen als feine Rinnsale verzweigt an Felsen glitzern, im einzigartig schönen Gschlösstal in Osttirol, mitten im Nationalpark Hohe Tauern

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