Die Welt braucht Filme wie Die Saat des heiligen Feigenbaums.
Eine mächtige Hommage an die vielen Landsfrauen des Filmemachers,
die im Kampf um ihr Leben weiterhin alles riskieren. (Vanity Fair)
Eine außerordentlich fesselnde Allegorie
über die korrumpierenden Kosten der Macht
und die Unterdrückung der Frauen
in einem religiösen Patriarchat,
das genau die Menschen vernichtet,
die es zu schützen vorgibt. (IndieWire)
Schon bevor wir uns diesen preisgekrönten Film (Spielzeit: 168 min) des iranischen Regisseurs Mohammad Rasulof angesehen haben, war klar, dass er mir auf der Gefühlsebene einiges abverlangen würde.
Der Filmtitel Die Saat des heiligen Feigenbaums bezieht sich auf eine Feigenart, die sich ausbreitet, indem sie Bäume umschlingt und erwürgt, was als Sinnbild für das theokratische Regime im Iran angesehen wird. Der Film wurde unter schwierigen Umständen geheim im Iran gedreht.
Im September 2022 wurde im Iran die junge Kurdin Jina Mahsa Amini von der Sittenpolizei verhaftet, sie starb während der Haft. Unterlegt ist das filmische Werk mit authentischen Bildern der Proteste, die darauf folgten.
Regisseur Mohammad Rasulof ist den politischen Machthabern ein Dorn im Auge, weshalb er inzwischen aus seinem Heimatland geflohen ist. Die iranischen Behörden versuchten auch, Druck auf Mitglieder des Produktionsstabs sowie auf Schauspieler*innen auszuüben und luden sie zu Verhören vor.
Im Vorjahr wurde der Film in den Hauptwettbewerb des 77. Filmfestivals von Cannes aufgenommen.
Die Saat des heiligen Feigenbaums ist der dritte Film eines iranischen Regisseurs, den ich im Kino gesehen habe (siehe auch mein Beitrag Schöne Welt im Anhang und Freude der Vergebung - Link).
Der Jurist Iman lebt mit seiner Ehefrau Najmeh und seinen beiden Töchtern, der Studentin Rezvan und der Schülerin Sana, in Teheran. Als er zum Ermittlungsrichter am Revolutionsgericht befördert wird, freut dies vor allem seine Ehefrau, weil sie sich schon lange eine größere Wohnung wünscht. Gleichzeitig nehmen die politischen Proteste gegen das Regime landesweit zu, auch eine Freundin der Töchter nimmt an Demonstrationen teil.
Iman ist von Anfang an angespannt in seinem neuen Aufgabenbereich, denn ihm wird rasch klar, dass er nicht wegen seiner juristischen Qualitäten befördert wurde. Er soll täglich Todesurteile unterschreiben, ohne diese zuvor prüfen zu können. Mit diesem Job bringt er seine Familie in Gefahr und die zunächst liebevoll scheinenden Beziehungen innerhalb der Familie beginnen, sich aufzulösen.
Zu seinem Schutz erhält Iman eine Waffe, die er allabendlich in seinem Nachttisch deponiert. Seine Töchter sollen sich von sozialen Medien fernhalten, um nicht für potenzielle Racheakte identifizierbar zu sein. Rezvan und Sana verfolgen jedoch heimlich die landesweiten Proteste entsetzt über ihre Handys und begehren immer deutlicher vor allem gegen ihren Vater auf. Najmeh drängt darauf, dass die beiden keine Kontakte mit revolutionären Freund*innen halten sollen. Sie leisten allerdings ihrer Freundin Sadaf erste Hilfe, als diese bei einer Demonstration angeschossen wird. Sadaf muss auf Betreiben von Najmeh wieder ins Studentinnenheim zurückkehren, kurze Zeit später wird sie verhaftet, ihr Aufenthaltsort nach der Verhaftung ist unklar.
Eines Tages verschwindet Imans Waffe und er beschuldigt bald seine Familie, diese entwendet zu haben. Sein Kollege gibt ihm eine neue Waffe und empfiehlt Iman, die Familienmitglieder zu verhören, was er zunächst ablehnt. Doch der Druck, der auf ihm lastet, wird immer größer, schließlich stimmt er den Verhören zu. Damit hat sich Iman endgültig auf die Seite des Regimes gestellt - und das erkennt auch seine Frau Najmeh immer deutlicher ...
Ich möchte diesen Film als ein sehr intensives Erlebnis beschreiben, er wird lange nachwirken. Er steht für den Mut unzähliger Frauen, dafür einzutreten, was für uns so selbstverständlich scheint. Filmen wie diesem wünsche ich eine große Aufmerksamkeit und viel Publikum.
#Menschsein #Filmtipps Foto: Pixabay
Ist der Film nicht für den Oscar nominiert? Leider komme ich so gar nicht ins Kino - interessieren täte mich das schon sehr!