Das Ereignis - ein Buch, ein Film
- C*
- 7. März
- 2 Min. Lesezeit

Den Spielfilm Das Ereignis habe ich jüngst auf arte gesehen. Es ist ein französischer Spielfilm, der auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman von Annie Ernaux basiert, und welcher ihre ungewollte Schwangerschaft thematisiert.
Als junge Literaturstudentin in den 1960er Jahren sieht sich Anne, wie die Protagonistin im Film heißt, nicht dazu in der Lage, ein Kind zu bekommen. Sie entschließt sich zu einer Abtreibung, was allerdings in Frankreich zur damaligen Zeit illegal ist und bei Entdeckung sowohl für den Arzt wie auch für die Frau mit einer Gefängnisstrafe enden könnte.
Verzweifelt wie sie ist, und nicht wissend, wem sie sich anvertrauen kann bzw. wer ihr mit praktischer Hilfe medizinisch zur Seite stehen würde, entschließt sich Anne zu einer Handlung, wie es wohl viele andere Frauen ebenfalls in ihrer größten Not versucht haben und noch immer tun: Sie unternimmt den Versuch, den Fötus selbst mit Einsatz einer Stricknadel abzutreiben. Als ihr dieser Schritt nicht gelingt, wendet sie sich in der 12. Schwangerschaftswoche an eine Engelmacherin, deren Versuch allerdings ebenfalls zunächst scheitert. Der zweite Besuch bei der Engelmacherin endet fast tödlich für die junge Frau, sie wird nach schwerem Blutverlust ins Krankenhaus eingeliefert und überlebt knapp.
Der Film macht auch deshalb sehr betroffen, weil sich die Regisseurin Audrey Diwan dazu entschieden hat, sehr intim zu filmen, was mit Sicherheit auch als eine äußerst mutige Herangehensweise der jungen Schauspielerin zu sehen ist.
Es schmerzt, was Annie Ernaux beschrieben hat und was der Spielfilm sehr gut aufzeigt - es sind frauenverachtende Verhältnisse, wie sie vermehrt wiederhergestellt werden. Konservative Regierungen installieren erneut härteste Abtreibungsverbote in ihren Regierungsprogrammen. Es sind Männer, die über das Leben von Frauen entscheiden, und die selbst dann Abtreibung unter Strafe stellen, wenn eine Frau vergewaltigt wurde.
Bei allergrößter Wertschätzung für das Wunder des Lebens erschüttert es mich trotzdem, dass Frauen als kriminell hingestellt werden, wenn sie sich - oft in größtem Elend - dazu entscheiden. Es sind viel zu viele Frauen, die sich in so einer Situation völlig allein gelassen und unter Druck gesetzt fühlen, auch heute noch. Es zeigt sich, dass wir uns gesellschaftlich in vielen Gegenden wieder rückwärts wenden, dies auch mit Unterstützung von Frauen, was ich besonders bedaure.
Dem Film folgte eine Dokumentation, die sich auf die Spuren von Simone de Beauvoir begibt, der Titel lautet Das andere Geschlecht. Ihr gleichlautendes Essay war bei seinem Erscheinen im Jahr 1949 ein unermesslicher Skandal, denn erstmals hinterfragte eine Philosophin darin die Stellung der Frau im Patriarchat. In ihrer Analyse kommt Simone de Beauvoir zum Schluss, dass die ungleiche Stellung von Mann und Frau nicht auf einen biologischen, sondern auf einen gesellschaftlichen Ursprung zurückzuführen ist. Dieses Essay gilt als Grundlagenwerk für die Frauen- und Geschlechterforschung.
Morgen ist Weltfrauentag. Es ist wahrlich noch viel zu tun - und dies tatsächlich weltweit.
Guten Morgen, liebe C! Unglaublich aber wahr, denke ich und in meinem Kopf und Bauch dreht sich alles. Es ist unfassbar, was Frauen unter der männlichen Dominanz gelitten haben, noch immer leiden müssen. Die Masken der Niedertracht weisen unglaubliche Facetten auf. Ein mutiger und so willkommener Beitrag von dir zum heutigen Weltfrauentag. Das Buch von Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht, so lesenswert und geht wie das ganze Thema unter im alltäglichen Getöse.
Danke für´s Erinnern! Und herzliche Grüße zu dir!
Erika
Danke für deine Hinweise. Ich habe das Buch von Annie Ernaux gelesen und mich an die unseligen Bevormundungen von Frauen erinnert, mit denen meine Mutter und in nicht geringem Maße auch ich noch betroffen waren und ich sehe mit entsetzten, wie diese Tendenz in vielen Bereichen wieder Boden gewinnt. Ich werde nicht aufhören, dagegen anzugehen und Frauen, wo immer es mir möglich ist, zu unterstützen. Gleichzeitig bekomme ich immer mehr mit, wie auch Männer von ihrer rigiden Erziehung und den Vorstellungen von "Männlichkeit" beeinträchtigt sind. Mögen wir einander unterstützen, menschlich zu sein.
Liebe Grüße
Danke für die Filmbesprechung und deine Ergänzungen dazu.
(Ich hatte Angst, dass mich der Film zu sehr aufwühlen würde und habe ihn bewusst nicht geschaut.)
Aber ja, es gibt noch einiges zu tun von und für die Frauen.
Lieben Gruss, Brigitte
wir sahen den film und waren fassungslos über die ignoranz der mitmenschen, auch der anderen frauen. charlotte wolff arbeitete schon 1932 als ärztin in berlin in einem beratungszentrum für frauen. und in meiner jugendzeit ende der 60-er jahre wussten wir alle, im notfall könnten wir nach holland fahren. es gab damals ab ca. 1970 gute beratungsstellen, deshalb hatte ich nicht gewuß, wie die situation in F war. heute noch ist auch in D die lage per gesetz halbherzig- wo bleiben die jungen frauen? vielleicht ist es auch nicht mehr so brisant, weil es mehr zur verhütung gibt, auch einfacher zu bekommen. 1968 musste frau verheiratet sein für die pille. und wieder weniger frauen ins parlament gewählt!