Überrascht?
- C*
- vor 3 Stunden
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Ich bin tatsächlich nicht überrascht, Volksvertreter*innen offensichtlich schon:
Österreichische Politiker*innen zeigen sich derzeit schockiert über die Tatsache, dass Kinder und Jugendliche immer häufiger für Straftaten verantwortlich sind. Dabei ist das bereits seit einigen Jahren deutlich zu bemerken. Die Jugendkriminalität steigt besonders nach der Corona-Pandemie weiter stark an.
Innenminister Karner meint nun, es zeige sich eine massive Zunahme der Jugendkriminalität. Endlich sind die für Entscheidungen verantwortlichen Politiker*innen aus ihrem langen Schlaf aufgewacht und sie werfen ihre Blicke nun darauf, was bereits seit Jahren nicht mehr zu verleugnen ist: Die Anzeigen mit Tatverdächtigen im Alter von zehn bis vierzehn Jahren haben sich in den vergangenen Jahren verdoppelt. 2024 gab es hier rund 12.000 Anzeigen. Es geht um Eigentumskriminalität, insbesondere um Autodiebstahl, um Gewalt gegen Gleichaltrige oder Erwachsene, um Bedrohung und Einschüchterung, um Drogendelikte und ja, in einzelnen Fällen leider auch um Vergewaltigung. In Schulen und anderen pädagogischen Einrichtungen herrschen in Brennpunktgegenden Gewalt und Terror, auch in Verbindung mit Waffen, die eingesetzt werden. Der Anstieg der Kinder- und Jugendkriminalität ist auch darauf zurückzuführen, dass junge Täter*innen oft sehr genau wissen, dass ihnen in jungen Jahren keine Haftstrafe droht.
Problematisch ist auch der Umgang mit sogenannten Systemsprenger*innen, dazu hier ein Link, der dieses Thema näher beleuchtet. In einem ORF-Text ist dazu folgendes zu lesen: Systemsprenger*innen sind minderjährige bzw. unmündige Intensivtäter, die mehr als 50 Taten pro Monat auf ihr Konto bringen. Den aktivsten unter ihnen gelten mehr als 150 Strafanzeigen pro Monat. Die Nummer eins liege bei mehr als 1.200 Straftaten insgesamt, die Nummer zwei bei mehr als 1.000 und die Nummer drei bei über 900 Anzeigen.
Man muss diese unfassbaren Zahlen erst einmal behirnen! Und sich dann fragen, welche Lösungen es geben kann, um solch eine Verrohung von jungen Menschen (wenn auch von wenigen, aber immerhin) verhindern zu können.
Wie ich immer wieder sage und schreibe, ich werde nicht müde, dies zu tun: Wir müssen bei den Jüngsten anfangen. Wir als Erwachsene sind in allem Vorbilder und wir dürfen es ruhig bereits unseren Kindergartenkindern zumuten, zu lernen, Respekt vor Menschen, ihrem Eigentum, vor der Natur zu haben.
Es wurde vor einiger Zeit darüber diskutiert, die Strafmündigkeit auf zwölf Jahre herabzusetzen. In das Regierungsprogramm der aktuellen Dreier-Koalition wurde diese Forderung der ÖVP leider nicht aufgenommen. Angesichts dessen, welche Straftaten Kinder in diesem Alter schon begehen, befürworte ich diese Überlegung, denn es geht in der Tat nicht um sogenannte Kavaliersdelikte. Andererseits ist mir auch durch meine langjährige Tätigkeit im pädagogischen Bereich bewusst, dass wir an den Wurzeln dieser fatalen Entwicklungen ansetzen müssen. Strafen allein ist sicherlich nicht ausreichend. Eltern müssen in diesem Zusammenhang auch vermehrt dafür verantwortlich gemacht werden, mit Kindergärten, Schulen und Horten tatsächlich zusammenzuarbeiten. Auch in diesem Bereich gibt es große Probleme.
Viele Kinder leiden massiv darunter, von ihren Eltern gar nicht mehr gesehen, nicht mehr wahrgenommen zu werden. Das kann auch anfällig dafür machen, sich bei Straftaten beweisen zu wollen, Stichwort Bandenkriminalität.
Erfreulicherweise hat sich der neue Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) schon in seiner Zeit als Wiener Stadtrat für Bildung, Jugend und Integration an Lösungen interessiert gezeigt, er erarbeitet mit seinem Team nun weitere Schritte. Er weiß gut, dass dafür Geld in die Hand genommen werden muss, auch, wenn gleichzeitig ein riesiges Budgetloch gestopft werden muss. Es braucht viele zusätzliche Mitarbeiter*innen in Bildungseinrichtungen, aber auch in anderen Bereichen. Es müssen präventive Maßnahmen gesetzt werden, bevor die Situation weiter eskaliert. Wegschauen ist nicht mehr - es heißt handeln, und zwar ganz rasch.
Bild: Pixabay, Alexas_Fotos
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