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Vorbilder



Obwohl es einige Jährchen her ist, kann ich mich noch bestens an die Situation erinnern, als ein kleiner Bub, damals gerade mal zweijährig, ein seinem Wissen neu hinzugefügtes Wort in einem Restaurant in die Runde warf. Laut und deutlich gab er Neuerworbenes kund, indem er kräftig und völlig unvermutet Attacke! rief. Seine Begeisterung für die verlockenden Speisen am Tisch ließ wohl keine andere Reaktion zu.

Meine Erheiterung konnte ich in diesem Moment nicht ganz verbergen und ich wollte wissen, wo dieses neue Wort Einzug gehalten hatte in den schon damals recht umfangreichen Wortvorrat des Buben.


"Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr."

Ein nerviges Sprücherl, ich weiß nicht, wie oft ich mich als Kind bemüht habe, diesen Satz auszublenden, meine Ohren zuzuklappen. Es steckt soviel erwachsene Überheblichkeit dahinter! Der Mensch ist doch, sofern es die geistige Gesundheit zulässt, lebenslang lernfähig. Hans wird also zweifelsfrei immer weiterlernen! Hanna natürlich auch!

Ich bin mehrmals wöchentlich mit Öffis unterwegs, da kommt es zu grauenerregenden Beobachtungen meinerseits von Erwachsenen, die sich auf unterschiedliche Weisen seltsam verhalten: Ich habe beispielsweise als Kind gelernt, dass man sich beim Niesen und Husten von den Menschen abwendet und dabei in den Ärmel niest und hustet, sofern kein Taschentuch vorhanden ist. (Ich will nicht unbedingt für Kopfkino verantwortlich sein, wenn ich beschreibe, was ich in Öffis so alles erlebe ... mit Erwachsenen!)

Ich bin überzeugt, dass die meisten Kinder auch heute noch mit der Husten- und Niesetikette in Berührung kommen, zumindest in Bildungseinrichtungen war diese in den ersten Corona-Jahren ein sehr präsentes Thema. Doch dann beobachten sie ein völlig anderes Verhalten, an Erwachsenen! Sie machen also nicht, was wir ihnen sagen, sondern was wir tun: Und so gruselt es mich auch, wenn Eltern ihren Kindern sagen, dass Rauchen gesundheitsgefährdend ist, während sie sich selbst schon wieder die nächste Zigarette anzünden. Was für eine fatale Doppelbotschaft!

Irritierend auch, wie oft Erwachsene das Benehmen von Kindern und Jugendlichen beklagen - da bin ich nicht selten der Meinung, dass sie es eben leider nicht besser an uns Erwachsenen beobachten können. So und nicht anders!


Wir haben größte Verantwortung, wie wir mit unserer Umwelt interagieren. Nicht nur, weil wir beobachtet und nachgeahmt werden. Wir sind auch verantwortlich dafür, wie Kinder ins Leben wachsen, von welchen Glaubenssätzen sie geprägt werden, welche Machtprogramme wirken werden. In bester Kenntnis unseres verheerenden Schulsystems, plädiere ich für eine Schule des Glücks, da wir dringend weltweit eine neue Lern- und Lebenskultur brauchen! Auch sollten wir in der Arbeitswelt völlig anders miteinander umgehen, je eher dieser neue Stil von Unternehmer*innen verinnerlicht wird, desto erfolgreicher werden sie letztendlich sein - zusammen mit ihren Mitarbeiter*innen und eben nicht mehr auf Kosten dieser.


#Kinder #Eltern Foto: C*

PS: Es gilt übrigens nicht als gesichert, ob das eingangs erwähnte Zitat dem Herrn Valentin zugeordnet werden kann, es finden sich auch andere Hinweise. Es scheint mir allerdings das Beobachtete in einer solchen Weise pointiert dargereicht, wie die Zuschreibung dem Herrn Valentin wahrlich keine Schande macht.

10 Kommentare

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10 Comments


Rosa Ananitschev
Rosa Ananitschev
Oct 13, 2023

„Schule das Glücks“ finde ich gut. Aber ich denke auch, es ist sehr schwer, Menschen das Glücklichsein beizubringen. Doch Kinder sind lernfähig und gerade Glück und die Fähigkeit glücklich zu sein brauchen sie am dringendsten. Wenn sie dann noch das Glück ausleben und weitergeben - was will man mehr? 😊

Liebe Grüße

Rosa

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C*
C*
Oct 14, 2023
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Liebe Rosa,

die Glücksschule ist tatsächlich eine Bewegung, die vor allem in der Schweiz ihre Freund*innen hat. Es geht um Tiefgreifendes, um einen Wandel, den wohl jeder Mensch, dessen Herz offen und freundlich ist, befürworten würde, wüsste er um diese Bestrebungen. Dieser Wandel ist so dringend nötig, wir sehen es ja weltweit! Unsere Welt befindet sich in derartig vielen kriegerischen Auseinandersetzungen, dass die meisten von uns vermutlich schon den Überblick über die einzelnen riesigen Krisenherde verloren haben.

Wir brauchen ein neues Verständnis von Bildung und Schule, denn unsere Erde braucht dringend ganz viele, viele, viele glücksfähige Menschen. Wer glücklich ist, tut niemandem etwas zuleide! Eine sehr einfach Formel, wie ich finde - und solche Schulen zu integrieren, sollte längst Pflicht…

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Mano Ka
Mano Ka
Oct 03, 2023

drei sehr schöne zitate! aber gut, dass wir menschen (leider nicht alle...) auch später noch lernfähig sind und uns von vielen angelernten gewohnheiten abwenden können.

danke für deinen lieben kommentar bei mir, ich freu mich, sehr dass dir meine postkartenkunst so gut gefällt.

liebe grüße gen süden von mano


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C*
C*
Oct 04, 2023
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Stimmt, liebe Mano, wir können uns bemühen, manches wieder zu verlernen. In dem Sinne, wie Du es meinst und auch in weiteren Zusammenhängen.

Fällt mir besonders jetzt wieder auf: Wenn alte Glaubenssätze auf mich einwirken, die von solchen Menschen geprägt sind, deren Haltung schädlich ist, dann ist es Zeit, die eingeprägten Überzeugungen zu verlernen, was alles andere als leicht ist.

Dein Blog ist eine wunderbare Bereicherung für mich. Kreativität ist ein herrlicher Motor des Lebens!

Herzliche Grüße zu Dir!

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Traude Rostrose
Traude Rostrose
Oct 02, 2023

Liebe C Stern, ja sie machen uns wirklich so einiges nach :-) Das fällt mir z.B. bei meinem Enkelkind auf, das genauso gerne "SO!" sagt, wie auch ich es mache. Als meine Tochter klein war, bemühte ich mich, die Fehler mancher Erwachsener auf folgende Weise abzumildern: "Schau dir DIE mal an!", sagte ich so laut, dass es alle hören konnten: "Die sind schon SOO alt und wissen noch immer nicht, dass man nur bei GRÜN über die Straße geht! Ziemlich dumme Leute!" Das hat bei meiner Tochter tatsächlich gewirkt, aber ich fürchte, es gibt viele Kinder, deren Eltern nichts abmildern.... Der Spruch vom Hänschen, der ist mir auch mein ganzes Leben lang auf die Nerven gegangen. Klar ist es schwieriger,…

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C*
C*
Oct 04, 2023
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Liebe Traude,

wenn ich mich an meine eigene Kindheit erinnere und Kinder beobachte, fällt mir auf, dass es vieles gibt, was wir wohl nicht verhindern können. Auch, wenn wir so manche leidvolle Erfahrung, die sie machen, gerne verhindern würden, ist dies nicht immer möglich.

Das Abmildern, wie Du es beschreibst, das habe ich in ähnlicher Weise schon bei Eltern mitbekommen. Ich fürchte, gerade was den Straßenverkehr betrifft, da gibt es vor allem im städtischen Raum vieles zu beobachten, was Kinder besser nicht nachmachen sollten ...


Was den Film betrifft, ist klar, dass darüber noch nicht soviel zu lesen ist. Aber Du hast mich natürlich neugierig gemacht :-)

Dir auch eine schöne Woche, herzliche Grüße!

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stemmer.recklinghausen
stemmer.recklinghausen
Oct 01, 2023

Ich kenne dieses (Be-) Klagen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen und mache - wie du - immer wieder die Erfahrung, dass Erwachsene in vielerlei Hinsicht keine oder m.E. schlechte Vorbilder sind. Hab dennoch einen angenehmen, friedlichen Sonntag.

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C*
C*
Oct 01, 2023
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Ich habe den Eindruck, dass das Selbstbild von Erwachsenen sehr verzerrt sein kann. Ich nehme dies nicht nur wahr, wenn es um Vorbilder geht, sondern auch in Hinblick auf Respekt, den man für sich einfordert, anderen allerdings sogar im Ansatz verwehrt, Stw. Hassnachrichten. Sehr unangenehm!

Liebe Grüße in Deinen Sonntag!


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Andrea Heinisch
Andrea Heinisch
Sep 30, 2023

Das ist wirklich ein ebenso amüsanter, wie wahrer Ausspruch!

Liebe Grüße, Andrea

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C*
C*
Sep 30, 2023
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Wahrgenommenes und Beobachtetes auf trockene Weise zu überliefern, das mag ich 😃

Liebe Grüße!

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