top of page

Wie Kinder aufblühen

  • Autorenbild: C*
    C*
  • 9. März
  • 2 Min. Lesezeit



Wundersames in einer kleinen Dorfschule

Es freut mich sehr, an dieser Stelle von einem außergewöhnlichen Kinofilm berichten zu können. Der Film Der Lehrer, der uns das Meer versprach kann zweifelsohne als ein Appell an die Menschlichkeit verstanden werden, er ist ein eher leises, aber sehr beeindruckendes Kinoerlebnis. Das Drehbuch basiert auf der wahren Geschichte von Antoni Benaiges, die Francesc Escribano in seinem Roman verarbeitete.


In einer kleinen Schule in einem abgelegenen spanischen Dorf im Jahr 1935, kurz vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs: Der junge Lehrer Antoni Benaiges unterrichtet die Kinder der Grundschule auf geradezu erfrischende Art und Weise. Ein politisch gleichgesinnter Freund bittet ihn, sich des Buben Carlos anzunehmen, dessen Vater im Gefängnis ist. Antoni Benaiges wird für den verstörten Carlos ein liebevoller sozialer Vater und ist gleichzeitig sein Lehrer.

Die antiautoritären Unterrichtsmethoden des unangepassten Lehrers tragen zu einer vertrauensvollen Beziehung zu seinen Schülerinnen und Schülern bei, was die Kinder regelrecht aufblühen lässt. Ihr Lehrer bekräftigt sie darin, eigenständig zu denken und er unterstützt sie in allem, was sie können und lieben. Mit einer eigenen Druckerpresse lässt er die Kinder ihre Gedanken zu Papier bringen. (Die daraus entstehenden Heftchen wurden von Antoni Benaiges an Freunde und Bekannte und an seine Familie geschickt. So sind einige heute noch erhalten.) Von den Eltern und besonders vom örtlichen Pfarrer wird sein Unterricht mit größtem Misstrauen betrachtet, vor allem, als Benaiges den Kindern ein Versprechen gibt: In den Sommerferien möchte er ihnen das Meer zeigen, das die Kinder noch nie gesehen haben. Zunächst herrscht große Ablehnung von Seiten der Eltern, doch nach und nach erreicht der hingebungsvolle Lehrer, dass alle seine Kinder mitfahren dürfen.

Allerdings naht der Bürgerkrieg und die Falangisten rücken näher, mit der Absicht, alle Spuren demokratischer Ideen im Land auszulöschen. Ein fortschrittlicher Lehrer erregt da natürlich Aufsehen.


75 Jahre danach, im Jahr 2010, recherchiert Ariadna über Massengräber aus der Zeit des Bürgerkrieges und über den Verbleib ihres Urgroßvaters. So stößt sie auf das Leben von Antoni Benaiges, der ihrem Großvater Carlos einst Heimat bot und sein Lehrer war. Ariadna erkennt, mit welch großen Widerständen dieser außergewöhnliche Lehrer zu kämpfen hatte. Antoni Benaiges war Mitglied der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei, er schrieb auch kritische Artikel für eine Zeitung, was ihm zum tödlichen Verhängnis wurde.

Die Regisseurin Patricia Font zeigt die ängstliche Angepasstheit der Menschen der damaligen Zeit, sie sind bereit, einen außergewöhnlichen Andersdenkenden zu opfern.

Gegenwärtig werden noch immer Massengräber aus der damaligen Zeit im ganzen Land vermutet.


Wenngleich der Film durch seinen Bezug zur spanischen Geschichte seine sehr dunklen Momente hat, steht für mich trotzdem die Botschaft im Vordergrund, was ein Lehrer vermag, wenn er es wagt, (dunklen) Systemen zu trotzen und Kinder für die Welt zu begeistern. Um diesen so mutigen Lehrer, dessen sterbliche Überreste nie gefunden wurden, zu ehren, wurde ihm in "seiner" Schule ein Museum gewidmet. Der Film liegt mir sehr am Herzen, ich möchte ihn ausdrücklich empfehlen.


6 Comments


Mano Ka
Mano Ka
Mar 11

danke für die sensible beschreibung des films. ich hoffe, er kommt hier in unser programmkino - bisher hab ich noch nichts darüber gesehen oder gelesen. oder vielleicht findet man ihn irgendwann auch auf arte wieder. ich werde mir den titel merken!

liebe grüße von mano

Like
C*
C*
Mar 11
Replying to

Sehr gerne - ich hoffe, Du hast die Chance, diesen sehr guten Film zu sehen. Und ja, irgendwann wird er vielleicht auch auf arte laufen.

Herzliche Grüße zu Dir!

Like

Kleiner Staudengarten
Kleiner Staudengarten
Mar 09

Ein sicher berührender Film über einen großartigen, mutmachenden, unterstüzenden, liebevollen Lehrer und Menschen, der den Kindern in ihrer Entwicklung sicher ein großes Vorbild war.

Wie traurig und außerordentlich bedauernswert, wenn solche Menschen aufgrund ihrer so fortschrittlichen Denkweise als unangepasst Repressalien und mehr erleiden müssen. Was hätten sie der Gesellschaft noch Gutes geben können.

Da seh ich in der heutigen Weltlage doch etliche Parallelen.

Ich wünsche dir einen sonnigen frühlingshaften Sonntag.


Lieben Gruß von Marita

Like
C*
C*
Mar 09
Replying to

Diese Parallelen sind sehr auffällig, ich erkenne diese ebenso.


Lehrende mit solchen Einstellungen und Arbeitsweisen werden auch heute noch angefeindet, es wird ihnen das Unterrichten sehr schwer gemacht. Ich habe das immer wieder auch beobachten können.

Ich finde, dass Bildungsarbeit frei von parteipolitischen Interessen gestaltet werden muss - das Gegenteil ist allerdings der Fall. So kommt es auch, dass Kinder bereits in sehr zartem Alter "verwirtschaftet" werden.

Dennoch habe ich die Hoffnung, dass sich vieles neu ordnen wird, da wir - ich kann es mir nicht anders vorstellen - zunächst weltweit auf einen totalen Crash hinsteuern werden. Dann spätestens hilft nur noch ein ganzheitliches Umdenken.


Diesen frühlingshaften Sonntag werden wir in einem Garten genießen und abends gibt es möglicherweise noch…

Like

Brigitte Fuchs
Brigitte Fuchs
Mar 09

Man spürt deine Begeisterung über diesen Film und seinen berührenden Inhalt.

Ich werde mir den Titel merken und den Streifen bei Gelegenheit auch anschauen.

Hab Dank für den schönen Tipp und sei lieb gegrüsst!

Brigitte

Like
C*
C*
Mar 09
Replying to

Antoni Benaiges orientierte sich an der Freinet-Pädagogik, deren Inhalte einen Demokratisierungsprozess möglich machen. Ich finde es großartig - Zusammenarbeit und wechselseitige Unterstützung werden groß geschrieben. Wie Schüler*innen für das Forschen, Experimentieren und Beobachten begeistert werden, ist einzigartig.

Ich wünsche Dir die Gelegenheit, diesen Film zu sehen.

Herzliche Grüße, C Stern

Like
bottom of page