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Wohin?

  • Autorenbild: C*
    C*
  • vor 5 Stunden
  • 2 Min. Lesezeit






















Am 27. April jährte sich die Geburt der Zweiten Republik zum 80. Mal. Auf Einladung des österreichischen Bundespräsidenten wurde diesem historischen Tag in der Hofburg gedacht - mit Ehrengästen aus Politik und Gesellschaft und mit Zeitzeugen.

Mahnende Worte habe ich bei meiner Rundschau in den österreichischen Medien dazu gefunden. Der Historiker und Autor Sir Christopher Clark war als Redner geladen und dürfte beeindruckt haben. Seine Ansichten und Forschungsergebnisse sind so aufschlussreich wie teilweise düster. Aus seiner Rede, zitiert aus der Kronen Zeitung:

Wir befinden uns am Ende dessen, was wir einst Moderne nannten. Die vielgestaltige Qualität der zeitgenössischen Politik - Aufruhr und Veränderung ohne festes Gefühl für die Fahrtrichtung - sorgt für enorme Unsicherheit. ... Das moderne politische System in Österreich - wie in Europa und den Vereinigten Staaten - befindet sich in einem Zustand der Verflüssigung. Eine schwache und formlose Mitte wird von links und rechts in die Defensive gedrängt, wobei oft unklar ist, welche Ideen und Forderungen zu den Rechten und welche zu den Linken zu rechnen sind. ... Wir haben den Punkt erreicht, wo wir sagen können: Die Krise unserer Zeit passiert nicht nur vor unseren Augen, sondern in unseren Köpfen. Das ruhige Nachdenken ist niemals so schwierig gewesen. Aber gerade das stille Nachdenken, pragmatisch und ergebnisoffen, ist das, was uns heute dringend nottut.


Sehr viel häufiger als die Frage, wohin wir steuern, frage ich mich, ob wir uns nicht eher steuern lassen? Es sind einzelne gewissenlose Personen, nämlich nur eine Handvoll Menschen in Politik und Wirtschaft, die vorgeben, wohin die Reise geht. Die Menschheit lässt es großteils ohne ausreichenden Protest zu. Es sind noch zu wenige Menschen, die das eigenständige, ganzheitliche und kritische Denken bevorzugen. Dennoch habe ich auch Hoffnung. Denn ich glaube genauso, dass der Aufruhr der Welt, in dem sie sich schon seit Jahren befindet, nicht nur sorgenvoll beobachtet werden sollte. Indem alte Systeme deutlich vernehmbar ihrem Ende nahekommen, gibt es Platz für Neues. Parteipolitisch-ideologisch Festgefahrenes hat in den letzten Jahrzehnten vermehrt zu Entwicklungen geführt, die schädlich für die meisten von uns sind. Im Fokus dieser Entwicklungen stehen nicht mehr Mensch und Umwelt, sondern es zählt allein die Verwirtschaftung unseres Lebens. Wer das wahrnehmen will, der erkennt es mit freiem Auge. Und der handelt auch. Wenn viele Menschen an vielen Orten Schritte tun, dann ändert sich die Welt, das ist meine Überzeugung.


Aufruhr auch schon seit vielen Jahren in der römisch-katholischen Kirche. Der Stuhl Petri ist derzeit verwaist, das Konklave beginnt am 7. Mai. Ist es Zeit für eine Rückbesinnung auf Traditionen oder wird der von Franziskus so deutlich eingeschlagene Weg zu den Menschen fortgesetzt? Meine große Hoffnung gilt der weiteren Öffnung der Kirche und vielen notwendigen Veränderungen im Umgang mit Menschen und besonders mit Frauen.

Pietro Parolin, einer der genannten Favoriten auf den Stuhl Petri, hielt vor einigen Tagen eine Predigt, die an die Worte von Franziskus erinnerte: Wir sind aufgerufen, unsere Beziehungen nicht mehr nach den Kriterien der Berechnung oder geblendet vom Egoismus zu leben, sondern dass wir diejenigen, denen wir auf unserem Weg begegnen, willkommen heißen und ihnen ihre Schwächen und Fehler verzeihen.


Foto: C*, Stiftsbibliothek im Stift Admont, Österreich

 
 
 

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