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Was Menschen bewegt



Alfred Polgar hat den Kaffeehaussitzer*innen in die Seele geblickt: Wer im Kaffeehaus sitzt, will allein sein. Wobei sich deutlich Ambivalenz offenbart, denn zum Alleinsein wünschen sich (viele) Kaffeehaussitzer*innen Gesellschaft. Da soll sich noch jemand auskennen!

Im Kaffeehaus mache ich immer Ausnahmen bei meinem Wunsch nach dem Alleinsein, nämlich mit den Zeitungen und Zeitschriften, die mein Interesse wecken.


Der Eindruck täuscht, in obigem Kaffeehaus geht es meistens sehr lebhaft zu. Das Publikum ist sehr bunt, sowohl, was das Alter der Besucher*innen betrifft, wie auch berufliche oder soziale Hintergründe. Da sitzt eine Runde Kulturschaffender, dort treffen sich bekannte Politiker*innen, hier beugen sich zwei Studierende über ihre Unterlagen und an einem anderen Platz sitzen zwei alte Herren und unterhalten sich lauthals über ihren Kampf mit dem Alter, auch verleihen sie ihrem Unmut über gewisse Zustände im Staate Österreich bestens hörbar Ausdruck. Ich kann gar nicht weghören, selbst, wenn ich wollte. Manchmal komme ich auch mit Menschen ins Gespräch, ganz spontan. Viele Menschen haben Sorgen, diese können auch im Kaffeehaus nicht ausgeblendet werden. Die Gegenwart ist voll von Gewalt und Krieg, die Zukunft ist ungewiss, wie soll das alles weitergehen?


Gestern war ich spontan Mittagessen in einem Gasthaus, das gute österreichische Küche anbietet, übrigens allein.

In einer Gaststube kommen Menschen zusammen, die wohl meist tatsächlich Gesellschaft suchen. In diesem Lokal herrscht auch eine rege Stammtischkultur, es wird sogar wochentags gekartelt und (manchmal auch freuchtfröhlich) palavert, es stört mich nicht, wenn es nicht zu laut wird - und normalerweise fühle ich mich dort auch wohl. Das Team der Mitarbeiter*innen ist konstant, das Verhältnis zwischen den Mitarbeiter*innen und den Gästen (viele Stammgäste) ist ziemlich amikal, es wird das DU-Wort gepflegt.

Gestern habe ich jedoch etwas beobachtet, wo ich mich hintennach immer noch frage, warum sich Frauen sowas gefallen lassen? Die alten Männer, die den Stammtisch eingenommen hatten, unterhielten sich in Gegenwart der Kellnerin lautstark über ihre "körperlichen Vorzüge", es ging um die Beschaffenheit ihrer Oberweite. Diese Herren fanden ihre eigenen Wortmeldungen vermutlich ungemein originell. Ich hörte, nachdem mir klar geworden war, worum es ging, nun ganz genau hin, auch, weil ich überlegte, ob ich etwas unternehmen sollte, der Frau etwa solidarisch zur Seite stehen? Doch es zeigte sich rasch, dass die Kellnerin zu den unverschämten Bemerkungen der alten Männer freundlich lachte - ob ihr die Bemerkungen nun tatsächlich gefielen oder nicht, das kann ich nicht einschätzen. Sie wirkte nach außen entspannt, das kann allerdings täuschen.

Was bringt Männer dazu, sich derart anmaßend zu verhalten, mit taxierenden Blicken und anzüglichen Worten? Wahrscheinlich fühlen sich diese alten Kerle auch dadurch ermutigt, dass sie keinen Gegenwind spüren.

Mich hat die Situation jedenfalls zunehmend irritiert: Ich denke, wenn sich die Kellnerin davon gekränkt fühlen würde (es war vermutlich nicht das erste Mal, dass sich diese Herren so benommen haben), könnte / sollte / müsste sie dies ansprechen - entweder direkt oder sie könnte auch ihrem Chef davon erzählen. Weiters denke ich darüber nach, wie ihr Chef wohl dazu stehen würde? Fakt ist, dass derzeit (bzw. schon seit längerem) im Gastgewerbe händeringend tüchtige Mitarbeiter*innen gesucht werden - mein Gedanke: Wenn sich die Kellnerin an ihrem Arbeitsplatz nicht wohlfühlen würde, würde sie vielleicht die Stellenanzeigen prüfen. Ich vermute allerdings, dass dies gar nicht der Fall ist. Vielleicht gehört sie zu jenen Frauen, die solche Anzüglichkeiten nicht stören?

Was Menschen bewegt, kann ich nur herausfinden, wenn ich mich mit ihnen unterhalte, ihnen zuhöre. Alles andere ist häufig Spekulation.


Abends dann ein Rundblick, was sich im Fernsehen tut, meine Aufmerksamkeit wurde von der Sendung stern TV gefesselt, ein Beitrag über Frauenhass in Deutschland ließ mich aufhorchen. Dieser Frauenhass nimmt weltweit stark zu und kennt natürlich keine Ländergrenzen. Was dieser Hass mit Frauen macht, ist erschütternd!

Und es gibt so viele Frauenmorde, wie schon seit zwanzig Jahren nicht mehr, alarmiert die UNO derzeit. Die meisten Morde an Frauen und Mädchen hat es heuer in Afrika (20.000!!!) gegeben, gefolgt von Asien. Mehr als die Hälfte dieser Morde (rund 55 Prozent) wurde von Familienmitgliedern oder Partnern begangen.


Hören und sehen, was Menschen bewegt ... Und das tun, was uns möglich ist, um zu verhindern, um zu helfen!


#Menschen Foto: C*

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