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Selbstfindung

Autorenbild: C*C*


Introversion - bis vor einigen Jahren hätte ich niemals gedacht, dass dieses Wort mein Sein einmal sehr treffend bezeichnen würde.

Als Kind war ich immer zur Stelle, wo eine Gruppe von Menschen zusammentraf, ich war aufgeweckt und hatte nichts dagegen, im Mittelpunkt zu stehen. Ich war meist vergnügt und kleinen Abenteuern nicht abgeneigt. Den Spruch "Wer freitags lacht und samstags singt, der weint am Sonntag ganz bestimmt" habe ich von meiner Mutter oft gehört.

Mein Wissensdurst war groß, mein Vertrauen in die Welt ebenfalls. Der Schalk blitzte mir aus den Augen, Fotos aus dieser Zeit bezeugen meine Vergnügtheit.

In meinen Jugendjahren war ich vor allem äußerlich unangepasst. Schminke, Haare und Kleidung kamen bei meinen Eltern nicht so gut an, das war mir nur recht. Rebellion war angesagt, das Elternhaus war mir zu spießig, die Konflikte der Eltern hatte ich satt. Wann immer ich der elterlichen Wohnung und ihrer düsteren Atmosphäre entkommen konnte, nützte ich meine Gelegenheiten und ich wusste das Leben zu feiern.

Nach meinem Auszug genoss ich meine eigenen vier Wände, schnupperte Freiheit und verzichtete auch ganz bewusst auf ein Telefon, weil ich nicht kontrolliert werden wollte. Hätte man mich vor fünfunddreißig Jahren als junge Erwachsene gefragt, ich hätte mich sicherlich als extravertierten Menschen eingeordnet, jedoch mit einem immer deutlicheren Hang zur Nachdenklichkeit.


Ich dachte fälschlicherweise immer, als introvertierter Mensch sei man vor allem eines: schüchtern.

Schüchternheit kann natürlich Thema sein, muss aber nicht Thema sein. Auf mich trifft Schüchternheit nicht zu, allerdings habe ich mich immer deutlicher zu einem eher zurückhaltenden Menschen entwickelt. Ich stehe überhaupt nicht mehr gerne im Mittelpunkt; mehr noch, ich beobachte lieber von außen, was mir vermutlich auch das eine oder andere Mal als exzentrisch ausgelegt wird.

Ich habe vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten erkannt, dass ich das Alleinsein durchaus sehr schätze. Ich weiß, nur in der Stille sowie mit innerer Gelassenheit und Ruhe habe ich die Chance, bei mir selbst zu sein. Ich höre in mich hinein, untersuche meine Gefühle, meine Gedanken und suche weiter. Das schönste Ergebnis: Wenn ich mich selbst finde, Stück für Stück. Ja, es kann gelingen.

Ich habe auch schon große Einsamkeit erlebt. In dieser Zeit konnte ich nicht ohne einen anderen Menschen sein.

Definitiv brauche ich meine Rückzugsmomente. Lange Zeit war mir nicht klar, warum ich Rückzugsmöglichkeiten immer mehr forcierte. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich mit diesem intensiven Wunsch nach Stille einordnen konnte. So gehe ich größeren Gruppen meistens aus dem Weg; wo hitzige Diskussionen geführt werden, bin ich ebenfalls nicht lange zugegen. Dennoch sehe ich mich nicht als klassische Einzelgängerin, ich weiß durchaus gute Gesellschaft sehr, sehr zu schätzen. Mein Freundeskreis ist kein großer, jedoch einer, wo ich immer Hilfe und Offenheit, Verständnis und Geborgenheit erlebe.

Ich liebe es, im Kaffeehaus zu sitzen. Das klappt allerdings nur an Tagen, an denen ich mich einer gewissen Lautheit aussetzen kann. An Tagen, an denen ich besonders empfindsam bin, kann das Mitfahren in öffentlichen Verkehrsmitteln durchaus auch zur Qual für mich werden. Da kann es sein, dass ich ein Fahrzeug fluchtartig verlasse, um ein paar Stationen zu Fuß zu gehen und wieder ruhiger zu werden.

Längst habe ich aufgehört, mich mit anderen Menschen zu vergleichen. Ich möchte auch kein anderes Leben leben. Und ich weiß: Wo meine Gaben sind, sind auch meine Aufgaben.


Foto: C*

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