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Eine Kerze anzünden

Autorenbild: C*C*






















Obwohl ich von der Katholischen Kirche schon längst geschieden bin, kehre ich immer noch in die eine oder andere Kirche ein, um an einem stillen Platz eine Kerze anzuzünden und ein Gebet zu sprechen. Meistens bitte ich für die Gesundheit und das Wohlbefinden anderer Menschen. Manchmal bitte ich aber auch um Kraft für all das, was ich zu bewerkstelligen habe und was mir manchmal recht mühsam ist.

Genauso sage ich aber auch ein freudiges Dankeschön mit einer Kerze, die ich anzünde.


Für meine Freundin habe ich mehrmals Kerzen angezündet. Kraft ihres ungebrochenen Willens, wieder ein möglichst gutes Leben trotz ihrer so schweren Erkrankung aufnehmen zu können, geht es langsam bergauf. Wir lesen und hören von guten Entwicklungen und konnten uns auch vergangenes Wochenende persönlich davon überzeugen. Ich glaube daran, dass dazu auch Gebete aus dem Freundeskreis beitragen; Bitten, die immer zum gleichen Zeitpunkt ausgesprochen werden. Wir haben sozusagen unsere Bitten gebündelt, in einer Art Gebetskreis.


Ist das schon spooky, wenn man an solche Dinge glaubt? So hat nämlich meine Schwester gestern meine Interessen bezeichnet: Ich empfinde und betrachte das Leben möglichst ganzheitlich, ich habe mich viel mit Feng Shui beschäftigt, ich halte etwas von psychologischer Astrologie. Ich dränge all diese Interessen niemandem auf, aber ich habe das große Glück, mich mit einigen mir sehr nahestehenden Menschen darüber austauschen zu können.

Ich hatte eine heftige telefonische Auseinandersetzung mit meiner Schwester - nicht unsere erste. Sie hat weit ausgeholt in unserer gemeinsamen Lebensgeschichte. Ihre teilweise sehr verdrehten Erinnerungen an Dinge und Begebenheiten gehen weit zurück, nur in ihren eigenen Themen fehlen ihr seltsamerweise einige Erinnerungen: Da wird bestritten, das habe sie nie gesagt, das sei nie passiert. Ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder sehr zurückgehalten, um solche Situationen nicht zu riskieren, aber gestern ist es mir leider nicht gelungen - ich bin geplatzt vor Ärger. Heute denke ich mir: Hättest du doch deinen Mund gehalten!

Als ich sie nach ihren unzähligen Vorwürfen fragte, wie sie mich sehe, hat sie ganz kurz innegehalten, dann kam diese Antwort: "Du bist eine Suchende." Damit kann sie mich nicht beleidigen, denn ja, das bin ich. Und ich füge damit niemandem Schaden zu.

Ich weiß, dass ich in meinem Leben einige Male falsch abgebogen bin, aber ich weiß auch, dass ich sehr viel reflektiere. Für meine falschen Entscheidungen übernehme ich die Verantwortung - allerdings haben sie weder ihr noch sonst jemandem Schaden zugefügt.

Mir tut es unendlich leid und es schmerzt sehr, was aus unserer einst sehr liebevollen und vertrauensvollen Verbindung geworden ist. Ist es auch eine Ent-täuschung? Wollte ich das, was eventuell immer schon da war, früher einfach nicht wahrhaben?



Fotos: C* - Kerzenschein in meiner Lieblingskapelle

 
 

2 Comments


stemmer.recklinghausen
stemmer.recklinghausen
Feb 14

Eine Suchende zu sein, meinte einst jemand, mir auch vorwerfen zu können/müssen.

Es konnte mich so gar nicht treffen, eher im Gegenteil ;-) Auch ich mag die besondere Stille in Kirchen.

Und was spricht dagegen, sich zu einer bestimmten Zeit zu verabreden, um an jemanden zu denken/ zu beten?

Nichts! Also: Lass dich nicht beirren.

Liebe Grüße

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C*
C*
Feb 14
Replying to

Vielen, vielen Dank für Deine Gedanken! Ich schätze diese sehr. Offensichtlich sind Suchende eine Herausforderung für andere Menschen, eine Provokation.


Ich finde, sie hat mir auch eher ein Kompliment gemacht mit ihrer Sicht auf meine Suche, das wahrscheinlich gar nicht so gemeint war, da ja alles unter "spooky" verortet wird, womit ich mir mein Leben mit Freude erfülle. Dass man sich so über Dinge erbosen kann, die einst von ihrer Seite so gefragt waren, finde ich befremdlich: Meine Schwester war von sich aus bei Astrologinnen, jetzt ist das alles wertlos.

Was ich wirklich an diesem Telefonat bedaure, ist, dass ich selbst so wütend wurde. Klappe zu und auflegen wäre die bessere Option gewesen.

Ich habe heute einen interessanten Artikel gelesen…


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