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Die Welt von Kindern und Jugendlichen

  • Autorenbild: C*
    C*
  • 13. Juni
  • 2 Min. Lesezeit



Die Erkenntnisse über den 21-jährigen Amokläufer in Graz werden nun umfangreicher. Inzwischen weiß man, dass der junge Mann bei der Stellungskommission des Bundesheeres aufgrund psychischer Instabilität als untauglich erkannt wurde. Der Datenschutz verhindert, dass solche außerordentlich wichtigen Informationen zugänglich sind, wenn sich eine Person um einen Waffenpass bemüht. Nun kann man natürlich dagegenhalten und meinen, dass es immer möglich sein wird, illegal oder im Ausland an Waffen zu kommen - was traurigerweise eine Tatsache ist.

Laut Aussagen eines Freundes habe der Täter sehr zurückgezogen gelebt, er habe nicht am realen Leben teilgenommen, dafür sei er in der virtuellen Welt unterwegs gewesen, wo er online Ego-Shooter-Spiele gespielt habe.


Es steht nicht nur aus diesem traurigen Anlass die Frage im Raum, wie wir Kinder auf eine Welt vorbereiten, in der Online-Medien und künstliche Intelligenz eine große Rolle spielen. Die Schule ist ohnehin inzwischen längst ein Ort, an den viele Eltern die Erziehung ihrer Kinder abwälzen. Daher müssen Lehrer*innen schon länger auch Sozialarbeit leisten und das bei einem Lehrplan, der ohnehin dichtest gedrängt ist. Mir ist es sehr wichtig, dass alle Kinder und Jugendlichen einen Ethikunterricht erfahren, wo Lehrende auch auf eine positive Nutzung des Internets eingehen und über Gefahren aufklären. Es ist unerlässlich, dass Kinder und Jugendliche lernen, Fakten von Fiktion zu unterscheiden. Auch für Erwachsene, die Vorbildwirkung haben, ist es alles andere als leicht, eine Unterscheidung zu treffen.

Die niedersächsische Schulleiterin, Digitalbotschafterin und Autorin Silke Müller beschreibt und untersucht wichtige Themen in ihren Büchern Wir verlieren unsere Kinder und Wer schützt unsere Kinder? Sie kämpft für eine ethische und demokratische Werteerziehung – auch und vor allem in der digitalen Welt und sie warnt schon lange vor den dramatischen Auswirkungen des Social-Media-Konsums auf unsere Kinder. Besonders kritisch blickt Silke Müller dabei auf ihr eigenes Berufsfeld. Das System Schule funktioniert in ihren Augen schon lange nicht mehr. Ich stimme dieser Auffassung zu, denn das habe ich hautnah über Jahre selbst erleben müssen.

Kinder und Jugendliche werden bei vielen Entwicklungsschritten mitunter sehr allein gelassen - was doppelt gefährlich ist wegen der Menschen, denen sie sich virtuell anschließen. Und es ist, sofern Eltern keine Verbindung mehr mit ihren Kindern haben, kaum mehr möglich, an diese jemals wieder anzuknüpfen.

Silke Müller sieht keinen Sinn in Verboten, denn es wird immer jemanden geben, der einen Zugang zum Internet ermöglicht. Wichtig ist für Eltern ein klares Bewusstsein dafür, wie die digitale Welt funktioniert. Nur so können sie ihren Kindern gute Gesprächspartner in diesem Zusammenhang sein.

Weiters weist die Digitalbotschafterin auch darauf hin, wie sehr die Sprache der Kinder verroht ist. Auch ein Punkt, der mir immer wieder auffällt in den letzten Jahren und dies betrifft nicht nur Burschen, sondern auch Mädchen. Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln, bekomme ich viel mit.

Eine Zahl, die ich schockierend finde: Laut der Jugend-Digital-Studie der Deutschen Postbank sind Kinder im Alter von 16 Jahren 64 Stunden in der Woche online.


Wer mehr darüber lesen möchte, kann Silke Müller in einem sehr aufschlussreichen Interview hier folgen.


 
 
 

4 comentarios


stemmer.recklinghausen
stemmer.recklinghausen
15 jun

Da haben auch Eltern eine wichtige Aufgabe, wenn ich - nicht nur in öffentlichen Verkehrsmitteln - sehe, wie eine Mutter in der einen Hand ihr Handy hält und daraufschaut und mit der anderen Hand dem in einem Kinderwagen liegenden Kind die Flasche gibt, dann entsetzt mich das immer wieder (noch). Schon da sind Kleinstkinder nicht mehr im Fokus ihrer Eltern. Können sie da überhaupt lernen, wie Kontakt geht?

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C*
C*
15 jun
Contestando a

Das sind sehr spannende und zugleich erschreckende Beobachtungen, die aufzeigen, wie es sein kann, dass sich Kinder nicht gesehen fühlen. Die Gleichgültigkeit von Eltern erleben sie leider vielfach schon im Kleinkinderalter.

Ein Thema, das mich immer wieder erschüttert.

Liebe Grüße zu Dir!

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Erika Nittel-Traser
Erika Nittel-Traser
14 jun

Guten Morgen, liebes C! Ich überlege, was es brauchen würde, damit Kinder und Jugendliche aus ihrer digitalen Welt wieder zurück in die reale Welt gehen könnten. Die Konzepte Familie, Freundschaften, Schule und Betreuung im Kindergarten scheint Kindern nicht so reizvoll wie das digitale Leben. Woran liegt das …?

Wir haben hier im Dorf nur eine Grundschule. Die Kinder, die ich beobachten kann, sind nicht mit Handy oder Smartphone in den Händen zu sehen. Es wird tatsächlich gespielt und gelaufen, gelacht und geschrien was das Zeug hält. Was mir allerdings bei Spaziergängen immer öfter auffällt, sind junge Mütter, die mit einer Hand den Kinderwagen schieben, mit der anderen jedoch das Smartphone halten und dorthin schauen/ starren. Ich frage mich ehrlich, was…

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C*
C*
14 jun
Contestando a

Liebe Erika,

wie in vielen Angelegenheiten glaube ich, dass es die Vorbildwirkung der Erwachsenen braucht.

Auch ich beobachte Selbiges wie Du, Mütter (und auch Väter), die mit dem Nachwuchs unterwegs sind, diesem aber keine Aufmerksamkeit schenken, weil sie mit ihren Smartphones beschäftigt sind, während ihre Kinder im Bus oder in der Straßenbahn herumturnen (und sich bei einer Notbremsung verletzen könnten).

Ich lese immer wieder von Expert*innen, dass Volksschulkinder noch keine Smartphones verwenden sollten. Gleichzeitig scheint der Druck groß zu sein, weil sich Kinder untereinander messen - und wer kein Smartphone besitzt, ist leider rasch ein Außenseiter.

In den Schulen haben die klassischen Elternhefte ausgedient, Neuigkeiten und Informationen werden nur noch online

bekanntgegeben. Ich hoffe einfach wie bei so vielem, dass…

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