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Die Sprache der Blumen




Blumen sind die schönsten Worte der Natur. (Johann Wolfgang von Goethe)



Vor ein paar Tagen war ich wieder einmal in Sachen Erledigungen für meinen Vater unterwegs. Seine Bitte war, ein Ersatzteil für seinen Rasierapparat zu besorgen. Ich stellte mich auf ein längeres Unterwegssein ein und wollte mich nach meinem Dienst noch kurz mit einem kleinen Imbiss stärken.

Doch zuvor wollte ich mein Glück in einem kleinen Elektrofachgeschäft versuchen, um mir möglicherweise den Weg in die Innenstadt zu ersparen.

Die genaue Bezeichnung des Rasierapparates war nicht mehr zu eruieren, eine Bedienungsanleitung nicht mehr vorhanden. Das benötigte Ersatzteil sei leider nicht lagernd, meinte die Verkäuferin gleich bedauernd. Doch sie machte sich sofort die Mühe, ein kleines Schildchen mit kaum zu entzifferbarer Schrift mit dem Smartphone zu fotografieren. Das misslang ein paar Mal, die Dame ließ sich allerdings davon nicht beirren. Nach ein paar Versuchen war das Foto scharf genug und sie konnte mittels Vergrößerung die erforderlichen Daten recherchieren. Nun noch nicht genug, machte sie sich weiters daran, die Nummer für den Ersatzscherkopf in einem umfangreichen Katalog zu suchen und auf einen Zettel zu notieren. Dann erklärte sie mir freundlich den Weg zum Ersatzteilhändler, der sich in guter Nähe befindet. Der könnte das Teil nämlich lagernd haben.

Nun fasste ich mir ein Herz und fragte auch noch nach einer Reparaturmöglichkeit für einen Lampenschirm. Die Verkäuferin - vielleicht auch Inhaberin des Geschäftes? - erklärte mir genau und umsichtig, was ich selbst machen könnte, um zu prüfen, ob der Lampenschirm in seiner vollen Funktionsfähigkeit noch zu retten ist. Dazu sei vermerkt: Ich trenne mich ungern von Einrichtungsgegenständen, Elektrogeräten und anderen Dingen, die eventuell noch repariert werden können.

Zu guter Letzt wünschte sie mir noch einen schönen Tag - und ich verließ dankbar das Geschäft, gekauft hatte ich nichts. Ich war erstaunt über soviel uneingeschränkte Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Heutzutage!?


Mein Weg führte dann also weiter in eine nahegelegene Konditorei, die um die späte Mittagszeit ziemlich belebt war. Die Gespräche an den nahen Tischen konnte ich leider nicht ausblenden - ich lausche nicht, ich höre; ich müsste mir regelrecht die Ohren zuhalten, um nicht wahrzunehmen, was gesprochen wird.

Am benachbarten Tisch ging es hoch her. Drei Herren wussten sich in Anwesenheit einer Dame ausführlich über spezielle Erfahrungen beim Urologen auszutauschen. Sie gaben lauthals kund, dass doch bitte unbedingt mehr Frauen Untersuchungen durchführen sollten, wenn's um gesundheitliche Themen des Mannes ginge. Aber nicht irgendwelche Frauen, es müssten schon äußerst attraktive Ärztinnen sein, "keine Fleischhauerinnen". Sprachen dieses und ihre weiteren männlichen Fantasien anlässlich Tastuntersuchungen mit Nachdruck und Überzeugtheit aus - ich war nun neugierig geworden, warf einen vorsichtigen Blick in die Runde, wer denn da so derart anspruchsvoll war? Puh, welch mächtiges Selbstbewusstsein von Seiten der eher nicht so attraktiven Herren, die aber große Vorstellungen haben - von Ärztinnen, wohlgemerkt! Ziemlich aufgeblasen und von sich überzeugt waren diese Herren! Welche Gespräche heutzutage als salonfähig gelten! Meine Gedanken nahmen nun Fahrt auf und zielten in die weite Welt ... Wenn ich mir vorstelle, dass es solche Typen immer wieder auch in die höchsten Ebenen der Politik schaffen, verliere ich fast den Glauben an die Menschheit! In den USA bahnt sich neuerlich ein Duell zwischen den alten Männern, Trump und Biden, an ... Es macht mich fassungslos, dass so viele Frauen einem widerlichen und tatkräftigen Sexisten, Rassisten und brandgefährlichen Narzissten wie Trump die Steigbügel zur Macht hinhalten. Gibt's keine jungen Menschen, die Gestaltungswillen für eine menschenfreundliche und faire Welt haben, und die auch chancenreiche Kandidat*innen sind???


Ich schaltete nun ganz gezielt noch einmal meine Gedanken an die Begegnung im Elektrofachgeschäft dazwischen. Sehr viel erfreulicher, darüber nachzudenken. Und ich beschloss, zu zahlen und der hilfsbereiten Frau eine hübsche Amaryllis zu bringen, zusammen mit meinen dankbaren Worten. Die Freude darüber war groß.

Manchmal muss ich einfach spontan handeln ... Manchmal ist mir nämlich danach, meine Wertschätzung auch einmal mit der Sprache der Blumen auszudrücken.


#Dankbarkeit #Natur Fotos: C* ... auch Kugelprimel, Magnolie und Küchenschelle gefallen mir als zauberhafte Frühlingsbotinnen 🌷

10 Kommentare

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10 Comments


Rosa Ananitschev
Rosa Ananitschev
Jan 29

Spontan, aber von Herzen, und ich kann mir die Freude der Verkäuferin gut vorstellen. Verdient hat sie die Blumen, Schön, dass es noch solche Menschen wie sie und ihre dankbare Kundin C Stern gibt. 😊 Gewiss sind es noch viele (nehme ich mal stark an).

Tja, der Tag hat Dir aber nicht nur Positives beschert, sondern auch Negatives. Doch ich denke, das Gute überwiegt.

Herzliche Grüße

Rosa

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C*
C*
Jan 30
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Auf jeden Fall bin ich eine Kundin in der Zukunft, wenn ich einen Elektriker brauche! Da weiß ich, wohin ich mich vertrauensvoll wende ...

Definitiv, das Gute hat an diesem Tag eindeutig überwogen, liebe Rosa!

Ganz liebe Grüße zu Dir, C Stern

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Brigitte Fuchs
Brigitte Fuchs
Jan 29

Das ist wunderbar von dir geschildert, sowohl die freundliche und uneigennützige Beratung im Elektrofachgeschäft als auch die widerliche Beizenmentalität der älteren Männer.

Unfassbar, so etwas!

Das mit dem Amaryllis-Dankeschön an die zuerst angetroffene Frau ist ein bewundernswertes Zeichen von dir. Einfach grossartig!

In diesem Sinne eine gute Woche für dich und herzlichen Montagsgruss,

Brigitte


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C*
C*
Jan 29
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Danke für Deine liebe Rückmeldung - die Gegenüberstellung meiner beiden Erlebnisse schien mir durchaus reizvoll - innerhalb einer Stunde erlebt!

Ich habe gespürt, dass diese Frau nichts erwartet hat - und genau darum habe ich gehandelt, wie ich gehandelt habe. Es ist auch soviel Freude beim Überraschen ...


Beizenmentalität - ein neues Wort für mich! Und schon notiert in meinem besonderen Büchlein :-)

Ich schicke Dir herzliche Grüße in Deinen Tag 🌞 C Stern

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Andrea Heinisch
Andrea Heinisch
Jan 29

Solche Begegnungen wie die in dem Elektrogeschäft sind wirklich schön - und selten! Deine Idee, dich mit einer Blume zu bedanken ist auch schön - und ganz sicher auch selten! :)


Leider sind solche Gespräche, wie das, wo du ungewollte Zuhörerin geworden bist, nicht so selten. Ich glaube ja, dass die Männer in Wirklichkeit mit so blöden Aussagen ihre Scham überdecken wollen, nämlich dass sie genau dort, wo es eh so heikel ist, Hilfe notwendig haben. Deshalb machen sie aus der Ärztin ein "Sexualobjekt". Das ist eigentlich ein Zeichen von (uneingestandener) fragiler Männlichkeit.


Liebe Grüße, Andrea

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C*
C*
Jan 29
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Ich finde es schade, dass echte Dankbarkeit an sich seltener wird. Und ich habe auch immer damit gehadert, wenn Kindern das Dankesagen befohlen wurde. Da geht mir das natürliche Gefühl, das da mitschwingen sollte, verloren. Ich finde es natürlich wichtig, dass sie die Haltung der Dankbarkeit kennenlernen, aber sie dürfen entscheiden, wann sie diese aussprechen - und auch wie. Ähnlich verhält es sich damit, wenn sich Kinder entschuldigen "müssen".


Deine Erklärung zu fragiler Männlichkeit ist so auch schon in meinem Kopf gewesen. Es ist mir ebenso bewusst, dass Männer es wahrlich nicht immer leicht haben, ihr Mannsein auszuloten. Oftmals legen sie dann eben eine Haltung an den Tag, die völlig fehl am Platze ist.

Ich glaube, häufig mangelt es inzwischen…

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Xx Xx
Xx Xx
Jan 28

was für eine schöne Begegnung in dem Elektroladen

und ich finde es toll dass du der Dame ein Blümchen gebracht hast

die Herren waren dagegen widerlich

ich glaube ich hätte meinen Mund nicht halten können ;)

ich trage meine Kleidung auch jahrelang

bei uns hat es Container von Kolping..

da bringe ich manchmal etwas hin

aber auch zu kommerziellen das was nicht mehr ganz so gut ist

da können sie Putzwolle draus machen

noch gute Sachen kommen ins Sozialkaufhaus ..

mit Elektrosachen ist das immer so eine Sache

meist lassen sie sich doch nicht mehr reparieren

dann müssen sie zum Elektroschrott auf den Wertstoffhof

liebe Grüße

Rosi

https://rumpelkammerxxl.blogspot.com/

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C*
C*
Jan 29
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An solchen Begegnungen wie im Geschäft kann ich mich sehr lange erfreuen. Von Zeit zu Zeit erlebe ich sehr schöne Zufälle mit Menschen, die ich nicht kenne.

Diese Männer hatten eine Frau in ihrer Runde - dass sie das niveaulose Geplapper ertragen hat, war mir rätselhaft. Wäre ich direkt involviert gewesen, dann hätte ich dazu eine vernehmbare Meinung gehabt. So blieb es bei meinen unausgesprochenen Gedanken.

Mit nicht mehr brauchbarer Kleidung kann man noch allerhand machen, wie Du ja zusammengefasst hast. Macht alles Sinn!

Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit greift um sich - aber es braucht noch viel mehr Menschen, die in diesem Sinne handeln.

Herzliche Grüße zu Dir! C Stern

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petra ulbrich
petra ulbrich
Jan 28

Wir haben hier im Dorf einen kleinen Laden, der mir schon so manches Elektrogerät repariert hat. Für relativ wenig Geld. Dauert halt manchmal etwas länger, aber so wird’s auch kein Schrott. Dass du der netten Frau ein Blümchen gebracht hast, das freut mich!


Liebe Sonnengrüße

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C*
C*
Jan 28
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Wenn's Zeit hat, ist es nicht so tragisch, wenn eine Reparatur ein bisschen dauert.

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt mich sehr. Ein Kleidungsstück gilt übrigens als nachhaltig, wenn's 30mal getragen wurde. Kein Witz!

Meine Kleidung wird aufgetragen oder - sofern ich rauswachse - weiterverschenkt. In die Tonne fürs Rote Kreuz kommt sie nicht, denn diese Geschäftemacherei unterstütze ich nicht. Viele Menschen glauben, sie tun damit was Gutes, das Gegenteil ist leider der Fall - nur weiß das fast niemand ...

Herzliche Abendgrüße zu Dir! C Stern

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