Die innere Stärke entdecken - von einer außergewöhnlichen Reise zu sich selbst
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- vor 4 Stunden
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Zugegeben, Reiseabenteuer sind nicht meine Sache. Umso mehr faszinieren mich Berichte von Menschen genau darüber. Und so folge ich Sophie Matterson, deren Abenteuer in der Zeitschrift happinez (Nr. 5/2025) skizziert wird.
Ihr außergewöhnliches Abenteuer quer durch Australien wird es ihr ermöglichen, ihre innere Stärke zu entdecken. In den Jahren 2020 und 2021 bewältigt sie 4.800 Kilometer quer durch Australien zu Fuß.
Schon allein die äußeren Umstände, nämlich bei unbarmherzigen Temperaturen zu gehen, würde ich niemals auf mich nehmen. Und dann noch dazu in Begleitung von fünf Kamelen, für die Sophie natürlich auch verantwortlich war!
Ihre Reise beginnt mit einer tiefen Sehnsucht. Mit 27 Jahren wird Sophie klar, dass sie gehen muss, allerdings weiß sie nicht genau, wohin sie ihr Sehnen führen wird.
Ihren Job in der Film- und Fernsehindustrie gibt sie auf, um in einer Kamel-Molkerei zu arbeiten. Aus dieser Arbeit entwickelt sich eine tiefe Verbindung zu den Tieren - sie wird dies sechs Jahre tun und sich für das größte Abenteuer ihres Lebens öffnen.
Während ihre Freunde Familien gründen, sehnt sich Sophie Matterson nach einem Abenteuer, um zu erfahren, was in ihr steckt. Sie entschließt sich dazu, von der West- zur Ostküste durch Australien zu wandern.
Als sie aufbricht, muss sie sich in ihrer Gangart gleich der Geschwindigkeit ihrer fünf Begleiter anpassen, die Kamele Jude, Delilah, Charlie, Clayton und Mac bevorzugen es nämlich, langsamer als sie zu gehen. In dieser Phase stürmen viele Fragen auf sie ein. Sie hinterfragt beispielsweise, ob sie diese so außergewöhnliche Reise auch bewältigen wird, wie es um ihre Wasservorräte bestellt ist usw. Um sich nicht in ein negatives Gedankenkarussell einzudrehen, braucht es einen Anker. Und genau zu diesem wird schließlich die Routine: Aufwachen, aufsatteln, gehen, absatteln, schlafen.
Doch die Unsicherheit bleibt und sie fragt sich, ob sie ein Ziel ihrer sehnsuchtsvollen Suche finden wird. Die Victoria-Wüste wird dabei ihre Lehrmeisterin sein. Dort wird sie nur alle 175 Kilometer einen Wassertank vorfinden - ein Gedanke, der sie ängstlich macht. Doch während sie ihre Berechnungen im Kopf hin- und herdreht, flüstert ihr eine innere Stimme zu, dass diese Kontrolle ihr nicht den Halt geben wird, den sie braucht.
Die Wüste ist unberechenbar und unbarmherzig in ihrer Stille - doch voller Erkenntnis für den, der bereit ist, zuzuhören. Sie entschließt sich dazu, ihre Reise in zwei Etappen aufzuteilen. Diese Entscheidung birgt die Einladung, die Dinge anders zu sehen: Sie fühlt sich nun zuversichtlicher, die anstehende Wüstenüberquerung zu bewältigen. Nun erlaubt sie sich auch, ihren Weg zu genießen. Auch die Präsenz der Kamele gibt Sophie Sicherheit. Während sie mit ihren fünf Begleitern langsam Australien durchquert, lernt sie, achtsam zu sein. Sie beobachtet jedes Detail der Landschaft und versucht, die Schönheit ihrer Umgebung in sich aufzunehmen.
Als sie ihre ersten Schritte in der Victoria-Wüste setzt, spürt die Abenteurerin, dass sich etwas verändert hat: Ihre Ängste sind zwar nicht verschwunden, aber sie haben keine Macht mehr über sie, und ihre Neugierde wächst stetig. Jeder weitere Schritt durch die Wüste lässt sie ihr Kontrollstreben abgeben und vermittelt ihr die Freiheit, nach der sie so lange gesucht hat. Nach drei Monaten beendet Sophie ihre erste Etappe mit der Durchquerung der gesamten Großen Victoria-Wüste.
Sophies Entscheidung, ihre Reise in zwei Etappen aufzuteilen, bringt ein unerwartetes Geschenk mit sich: Sie lernt ihren neuen Freund Jimmy kennen - und es kehren alte Ängste zurück, denn Sesshaftigkeit und Verpflichtungen sind in diesem Moment überhaupt nicht ihr Thema. Doch Jimmy erwartet all das nicht von ihr und er lässt Sophie ziehen. Während er sie in den ersten Tagen ihrer zweiten Etappe noch begleitet, erkennt Sophie, dass sie nicht zwischen der Liebe und ihrer Freiheit wählen muss. Als er umkehrt und Sophie ohne ihn weiterzieht, lernt sie, die sie umgebende Stille zu schätzen und sie spürt deutlich, dass sie sich verändert hat: Sie ist nicht mehr die Frau, die Angst vor dem Alleinsein hat und sie empfindet auch keine Bindungsängste mehr.
Ihre Reise hat sie nicht an einen Ort geführt, sondern in einen Zustand, nämlich, sich selbst genug zu sein. Sophie hat gelernt, dass Momente kostbar sind und sie weiß nun, dass Freiheit eine Entscheidung ist.
Ihre Erlebnisse und Erkenntnisse hat Sophie Matterson in einem Buch verarbeitet: The Crossing, auf Englisch erschienen bei Allen & Unwin.
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