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Beim Barte des Beamten



Nun hat es mich nach mehr als zweieinhalb Jahren unter Auferbietung aller erdenklichen Abwehrmethoden auch erwischt - das böse Virus mit dem Buchstaben C hat sich meines Körpers bemächtigt. Wie und wo das passiert ist, ist mir völlig rätselhaft, denn ich trage aus Überzeugung Maske und bin auch dreimal geimpft. Es war mir klar, dass Impfung nicht vor Ansteckung schützt, daher habe ich mich auch stets vorsichtig verhalten. Vermutlich hatte ich mit jemandem Kontakt, der infiziert war, aber keine Symptome bei sich feststellen konnte. Ich selbst bin deutlich verkühlt, nicht ungewöhnlich - alle Jahre wieder zu dieser Zeit. Wäre diesmal nicht Fieber dazugekommen, ich hätte nichts Böses geahnt. Allerdings fiel mir schon auf, dass sich kein Medikament mehr mächtig genug zeigte, im Kampf gegen meinen schmerzhaften trockenen Husten. Ein vernünftiger Vorrat an Antigentests ist stets vorhanden, also griff ich gestern Abend beherzt zum Test - und siehe da, die zwei bedrohlichen Striche waren sofort ersichtlich. Nach einem zweiten Test und einem kurzen Verschnaufen über diese Eindeutigkeit habe ich meinen Kalender durchforstet und alle Menschen informiert, mit denen ich Kontakt hatte in den letzten Tagen.


Schließlich der befürchtete Anruf bei der österreichischen Gesundheits-Hotline 1450. Die Effizienz dieser Einrichtung wurde ja vor allem während der ersten Monate im Corona-Zeitalter besonders heiß diskutiert in den Medien und unter den Menschen, nicht zu Unrecht. Ein Durchkommen ist nahezu unmöglich. Es läuft allerdings ein Tonband, das auf einen Link im Internet verweist. Der Link ist schnell notiert, die Fragen werden beantwortet und übermittelt.

Es gibt allerdings einen Hinweis am Tonband, der mich stutzig macht: Der in Aussicht gestellte "Absonderungsbescheid" ist mein Stichwort, das mich den Kopf schütteln lässt. Verwirrung pur, gibt es doch mit 1. August eine neue Regelung, wonach die bescheidmäßige Absonderung von positiv auf COVID-19 getesteten Personen durch die zuständige Gesundheitsbehörde durch eine Verkehrsbeschränkung abgelöst wurde. War es seit 1. August nicht möglich, das Tonband der Hotline neu einzurichten? - Heute ist immerhin der 5. Oktober! Diese nun geltende Verkehrsbeschränkung regelt, wohin ich mich nun bewegen darf und wohin nicht. Hinsichtlich meines neuen Jobs ist klar, dass ich diesen im Moment nicht ausüben kann. Dazu mein größtes Verständnis und auch aufgrund meiner Symptome ist nicht einmal daran zu denken, meinen Dienst auszuführen.

Hinsichtlich meines PCR-Testungstermines nehme ich Kontakt mit der Behörde auf, die mir den Termin vorgeschrieben hat. Es gibt einiges zu klären. Im Zuge dieses Gespräches informiert mich die Mitarbeiterin, ich müsse bis zum Zeitpunkt eines erfolgten PCR-Tests zuhause bleiben. Echt jetzt? Ich frage nach, erwähne die neuen Regeln. Die Mitarbeiterin schweigt, ist sprachlos, als ich darauf hinweise, dass ich ja immerhin das Haus zum Einkaufen verlassen dürfe. (Dass ich auf ausgiebiges Shoppen derzeit ohnehin keine Lust hätte, lasse ich unerwähnt. Es geht mir nur darum, meinen kaum mehr vorhandenen Vorrat an Lebensmitteln aufzufüllen, ein bisschen Appetit habe ich ja immerhin doch ...!)

Nach einigem Nachdenken stimmt mir die Mitarbeiterin der Behörde hörbar unsicher zu: "Aber nur mit Maske!" - Klar, NUR MIT MASKE!

Abends dann mein Anruf beim Hausarzt. Eine Krankschreibung ist nun seit der neuen Regelung nötig, immerhin, ein paar weitere lästige Behördentelefonate und Instruktionen fallen nun weg, weil es keine Absonderung mehr gibt. Welch ein Segen, das sollte eigentlich gefeiert werden!

Allerdings ist es meinem Arzt nicht (mehr?) gestattet, meine Krankenstandsbescheinigung via E-Mail zu übermitteln. Diese benötige ich allerdings für meinen Arbeitgeber, einigermaßen flott sollte ich sie schon weiterleiten. Es wird vermutlich noch einmal eine Challenge, diese Krankenstandsbescheinigung zu erhalten. Ich werde mich morgen darum kümmern!


In letzter Zeit habe ich vermehrt über Regeln, Gebote und Verbote im Zeitalter von Corona nachgedacht. Wie soll ein älterer Mensch, alleinstehend, ohne Zugang zu Internet & Co. und ohne geduldige Unterstützung von anderen solche Wege schaffen? Wie können wir lückenlos von ständigen Neuerungen informiert werden? - Viele Menschen sind es inzwischen leid, ständig Neues behirnen zu müssen! Es ist in diesem Zusammenhang in der Vergangenheit auch schon zu ziemlich sinnlosen und auch widerrechtlichen Anordnungen gekommen. Ich bin gespannt, wie sich die Dinge mit steigenden Corona-Zahlen entwickeln, ich wage zu behaupten, wir werden wieder einiges erleben im Dickicht von undurchschaubaren Verordnungen und Regelungen, wozu gibt es schließlich ein ganzes Heer an Beamten? Übrigens, recht interessant, was es über den "Haarerlass" für Beamt*innen und Mitarbeiter*innen bei Behörden alles nachzulesen gibt.


Edit, 6.10.

Ich spüre ein starkes inneres Drängen, meine Mutter anzurufen, die aufgrund ihrer Demenzerkrankung in einem Seniorenhaus lebt.

Intuition ist etwas, das mich ganz stark begleitet.

Seit gestern bin ich unrund und bedaure zutiefst, sie nicht sehen zu können.

Eine liebenswürdige Pflegerin berichtet mir, dass Mama gestern und heute sehr traurig war, es sind Tränen geflossen. Mama hat alle unsere Fotos auf dem Tisch zusammengestellt und ist stark mit ihnen beschäftigt. Sie vermisst uns - diese Szenen in meiner Vorstellung sind quälend für mich, da ich meine Mutter nicht besuchen kann. Die Mitarbeiter*innen bemühen sich nach Kräften, Mama Gutes zu tun!


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