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Aus der Arbeitswelt - oder: Der Wert des Menschen

  • Autorenbild: C*
    C*
  • 4. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Juni




Der Wert des Menschen - 

so lautet der deutsche Filmtitel von Stéphane Brizés Sozialdrama.

Regisseur Brizé ist ein packendes Sozialkino über einen vom Schicksal gebeutelten Mittfünfziger gelungen (herausragend dargestellt von Vincent Lindon), der nach langer Arbeitslosigkeit und demütigenden Vorstellungsgesprächen eine Anstellung als Sicherheitsbeamter in einem Supermarkt antritt.

Während seiner Arbeitslosigkeit muss Thierry sinnlose Fortbildungen absolvieren und aussichtslose Job-Interviews bestreiten. Besonders einprägsam eine Szene, in welcher er ein Interview via Skype führen muss, in dem er gedemütigt und belehrt wird.

Thierry kommt bei seiner Suche nach einem neuen Arbeitsplatz immer wieder an den Punkt, an dem er sich die Frage stellen muss, ob er es sich noch erlauben kann, auf seinen Prinzipien zu bestehen. Als er schließlich eine Anstellung als Kaufhausdetektiv findet, gerät er aufs Neue in ein moralisches Dilemma, das ihn endgültig vor die Wahl stellt, ob er dazu imstande ist, den Gesetzen des Marktes zu gehorchen oder nicht.

Was die sehr realistischen Szenen auch so bedrückend macht, ist die Tatsache, dass hier ein Bild entsteht, welches sich auch im Alltag immer wieder zeigt: Fast jede*r kämpft für sich allein, es gibt kaum Solidarität unter den Kolleg*innen und dies auch nicht, wenn sie von Vorgaben und / oder Handlungen von Vorgesetzten unter Druck geraten.

Im französischen Original lautet der Filmtitel „La loi du marché“, „das Gesetz des Marktes“. Dieses Gesetz macht viele Menschen in ihren Arbeitswelten hohl und lässt jede Empathie für ihr DU vermissen.

Auch lassen sich in der Arbeitswelt immer häufiger aggressive Handlungen beobachten, die sich durchaus auf subtile Weise zeigen können. Hier braucht es Feingefühl, um solcherart Vorgangsweisen rasch zu entlarven.


Ein Witz

Zwei Löwen sind gemeinsam auf der Flucht aus einem Zoo, einer ist ganz dürr, der andere ist wohl genährt.

Der dünne Löwe fragt den dicken Löwen: "Wie hast du es geschafft, dass du so fett wurdest? Ich habe Menschen gefressen, seit ich auf der Flucht bin, und ich ernähre mich von Gras."

Der dicke Löwe antwortet: "Das war einfach! Ich habe mich hinter dem Gebäude eines sehr bekannten, weltweit agierenden Unternehmens versteckt und pro Tag einen Manager gefressen. Niemand hat es jemals bemerkt."


Schon einmal von 'Deadwood', 'Workhorses', 'Stars', 'Wild Cats' und 'Problem Employees' gehört oder gelesen?

Mit diesen Begriffen werden Mitarbeiter*innen von Manager*innen in Kategorien eingeteilt - und je nachdem, in welcher Schublade diese Mitarbeiter*innen laut Einschätzung der dafür zuständigen Entscheidungsträger*innen landen, entscheidet sich auch ihr weiteres Schicksal in diversen Unternehmen.

Ich beobachte, dass unsere Arbeitswelt immer deutlicher entmenschlicht wird. Immer mehr Arbeitnehmer*innen haben schon als junge Menschen psychische Probleme. Das sind sehr bedenkliche Entwicklungen - ich warte auf den sogenannten Gegentrend: Es geht nämlich auch anders, ganz anders. Dazu habe ich ein Buch gelesen, welches ich in meinem Beitrag Im Museum vorstelle.


4 Comments


Erika Nittel-Traser
Erika Nittel-Traser
Jun 07

Zu diesem Thema könnten viele etwas schreiben, liebe C. Ich bin noch eine aus der älteren Generation und habe diesen Wandel auch beobachten können. Bevor mein Berufsweg mich in medizinische und soziale Bereiche geführt hat, habe ich das von dir beschriebene in einem amerikanischen Konzern erleben "dürfen" ...

Der im Film geschilderte Lebensweg des Arbeitslosen hat mich berührt. Es ist ein Albtraum und weit weg von Menschlichkeit und Güte. Jenseits von Anstand und Würde werden arbeitssuchende Menschen in diesem System verbrannt. Und wie du, erhoffe ich mir eine Gegenbewegung, die Wiederentdeckung der Menschlichkeit im beruflichen Alltag.

Viele liebe Grüße zu dir!

Erika

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C*
C*
Jun 07
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Da bin ich ganz bei Dir, bestimmt könnten viele Menschen etwas zu diesem so großen Thema schreiben. Immerhin verbringen wir sehr viel Lebenszeit an unseren Arbeitsplätzen. Daher spielt es auch eine so große Rolle, was wir dort erleben.

Auch ich habe Entscheidungsträger*innen erlebt, die diesem Titel keine Ehre gemacht haben. Mit einem dieser Herrschaften war ich auch vor Gericht und habe um mein Recht gekämpft, das war vor zwanzig Jahren. Ich war damals noch mitten in meinem Burnout, es war sehr anstrengend für mich, aber ich fühlte, dass ich mir diesen Selbstrespekt zu erweisen hatte.

Den Film kann ich sehr empfehlen, er ist sehenswert und wirft viele Fragen auf.

Es gibt bereits Führungskräfte, die erkannt haben, wie wichtig es ist,…

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gudrunebert
Jun 06

Wenn ich Mut hätte, würde ich meine Geschichte auf dem Arbeitsmarkt und mit Ämtern weiter geben. Der Mut ist mir allerdings abhanden gekommen.

Es ist schon schwer, seine Ideale, Träume, sein Wissen und alle Lebenserfahrung zu behalten, nicht nehmen zu lassen.

Liebe Grüße an dich.

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C*
C*
Jun 07
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Du schreibst es so, wie ich es selbst erlebe, Mut kann tatsächlich geringer werden. Was habe ich mich alles getraut - sogar vor Gericht war ich in einer beruflichen Angelegenheit, weil mir ein ehemaliger Chef mein Gehalt vorenthalten hat und überall verbreitete, dass mein massives Burnout (das eine Depression zur Folge hatte) vor zwanzig Jahren eine Erfindung war. Es konnte allerdings durch einen unabhängigen Sachverständigen belegt werden.

Ich versuche nach Kräften, wieder an meinen früheren Mut anzuknüpfen. Das hat auch etwas mit Selbstwertschätzung zu tun, wie ich finde.

Herzliche Grüße zu Dir 🌺

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