Zwei Mönche und das Mädchen am Fluss
- C*
- vor 1 Tag
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 19 Stunden

Ein junger und ein alter Mönch wandern von Dorf zu Dorf und begegnen dabei einem Mädchen, das an einem Flussufer sitzt und weint.
Der alte Mönch fragt das Mädchen: "Warum weinst du?" Das Mädchen antwortet: "Ich konnte heute am frühen Morgen den Fluss durchwaten. Aber nun ist das Wasser angestiegen und ich kann den Fluss nicht mehr überqueren." Da meint der alte Mönch: "Das ist kein Problem", und er trägt das Mädchen über den Fluss und lässt es am anderen Flussufer zurück.
Die beiden Mönche gehen zusammen weiter. Nach einigen Stunden sagt der junge Mönch vorwurfsvoll: "Bruder, wir haben ein Gelübde abgelegt, niemals eine Frau zu berühren. Was du getan hast, ist Unrecht. War es nicht ein Vergnügen für dich, dieses Mädchen zu berühren?" Der Angesprochene erwidert: "Bereits vor mehreren Stunden habe ich das Mädchen hinter mir gelassen, du aber trägst es noch immer mit dir herum."
Diese Geschichte erinnert mich an eine Situation des heutigen Tages. Immer wieder höre ich großen Unmut einer Person über eine andere Person. Der Unmut mag durchaus berechtigt sein, aber er hat sich aus Begebenheiten einiger Jahrzehnte gespeist. Ist es nicht eines Tages an der Zeit, einen Strich unter alte negative Begebenheiten zu ziehen?
Wir Menschen neigen dazu, ständig unsere Lasten mit uns herumzuschleppen. Viele Menschen lassen Schweres, wenn überhaupt, häufig nur sehr spät zurück.
Mir scheint, dass der Raum, in welchem wir Neues schöpfen können, in welchem wir uns frei und ungebunden und bereit für Neues fühlen können, auf diese Weise sehr klein wird.
Foto: C*
leider stimmt deine schlußfolgerung, liebe c stern. auch bei mir stelle ich manchmal dieses gedächnis fest. das ist schlecht, ich möchte nicht dinge festhalten, die geschehen und nicht zu ändern sind. die geschichte gefällt mir sehr, sie wirkt befreiend, ich muss lachen über die beobachtung des alten mönchs, er gibt die gedanken an den richtigen zurück. außerdem war es ja beim jungen purer gehorsam ohne nachdenken, so können auch gute vorschriften ins genaue gegenteil gewendet werden. hab es gut, lieben gruß, roswitha
Was für eine zeitlose Geschichte – und was für ein treffender Gedanke dazu.
Auch ich habe oft beobachtet, wie lange Groll, Kränkungen oder alte Geschichten mitgeschleppt werden – nicht selten über Jahre, manchmal über ein ganzes Leben. Die Energie, die dabei gebunden wird, fehlt uns an anderer Stelle – für Versöhnung, Kreativität oder auch einfach inneren Frieden.
Mich berührt besonders der Satz: „Bereits vor mehreren Stunden habe ich das Mädchen hinter mir gelassen, du aber trägst es noch immer mit dir herum.“ Wie oft tragen auch wir etwas mit, das längst nicht mehr zu uns gehört?
Vielleicht braucht es manchmal weniger Analyse – und mehr Entschluss: Jetzt ist genug. Jetzt darf das Alte gehen.
Danke für die Erinnerung an diese befreiende…
Danke für die Erinnerung an diese zwei Mönche, verbunden mit dem Hinweis, nicht unnötig lange längst Vergangenes als Belastung mit sich herumzutragen oder eher herumzuschleppen.
Herzliche Abendgrüße