
Ich mache es mir manchmal selbst ziemlich schwer: Ich erkenne meine Bedürfnisse ganz klar, kann sie oft allerdings nicht (rechtzeitig) adäquat zum Ausdruck bringen. Ich habe immer wieder Sorge, damit andere Menschen vor den Kopf zu stoßen. Es braucht tatsächlich Turbulenzen, wo ich mittendrin erkennen darf, dass ohne mein beherztes Handeln nichts anders werden kann.
Beruflich gesehen stecke ich schon seit längerem fest. Ich habe deutlich bemerkt, dass mir bestimmte Rahmenbedingungen oder Situationen aus unterschiedlichen Gründen nicht (mehr) behagen, über die ich immer wieder nachdenke, aber bislang zu keinem Lösungsweg gefunden habe.
Mein Beruf bringt mich auf sehr enge Weise mit Menschen in Berührung, die Bedürfnisse meiner Auftraggeber*innen stehen dabei im Fokus meiner Arbeit. Ich arbeite im Zuge meines Berufs mit sehr unterschiedlichen Menschen zusammen, leider nicht immer auf der so notwendigen menschlichen Augenhöhe. Immer mehr habe ich dabei meine eigenen Bedürfnisse hintangestellt (was teilweise auch recht forsch erwartet wird), und doch deutlich spürend, dass es mir dabei nicht mehr gut ging.
Eine Entscheidung, wie ich weitermachen möchte, war längst fällig, das habe ich klar vernommen. Mein enormes Pflichtbewusstsein hat mir allerdings immer wieder einen Streich gespielt und mich weitermachen lassen. Oft erschöpft, über so manches gekränkt oder doch zumindest erstaunt.
Work-Life-Balance ist in vieler Munde - oft auch versehen mit Kommentaren, die mir verdeutlichen, dass manche nicht verstehen, was passieren kann, wenn es keine Balance mehr gibt. Nach meiner Ansicht müsste dieser Begriff übrigens ohnehin Life-Work-Balance heißen.
Nun habe ich es tatsächlich geschafft, zu mir und zu meinen eigenen Bedürfnissen zu stehen. Ich habe endlich ausgesprochen, was mir nicht mehr möglich ist. Dies bringt notwendige Veränderungen mit sich - und darüber bin ich erleichtert!
Foto: C*
Liebe C,
wenn deine Entscheidung dir das Leben erleichtert, es harmonischer und dich freier und fröhlicher macht, dann war es die einzig richtige. Auch wenn es schwerfällt, an sich selbst zu denken, statt an andere – es muss sein, denke ich. Du und dein Wohl sind wichtig – für dich, aber auch für Menschen, die dir nahestehen und dich lieben. Pass auf dich auf!
Herzliche Grüße
Rosa
in meinem zweiten berufsleben arbeitete ich ganz anders, und die emotionale forderung war weg. statt mit kindern und jugendlichen arbeitete ich im blumenladen, dass machte mir freude, ich fertigte auch trauergestecke oder schmückte tote menschen im sarg. außerdem arbeitete ich im büro meines mannes und konnte viele arbeiten selbst einteilen. tat mir gut...
bei diesem christlichen gebot: liebe deinen nächsten wurde früher immer den zusatz WIE DICH SELBST vergessen! alles gute für dich auf deinem weg, herzlich, roswitha
Dass du ausgesprochen hast, was du nicht mehr leisten kannst/willst, ist ein ganz wichtiger Schritt heraus aus dieser Fremdbestimmung, die vermutlich ja auch ein Teil der Problematik ist. Dieses Sich-Artikulieren ist sowas wie ein Türe-Öffnen ... und dazu braucht es oft einmal ganz schön viel Mut. Nun aber gibt es die Möglichkeit zur Veränderung. Ich wünsche dir, dass sich soviel wie möglich in deinem Sinn entwickelt!
Liebe Grüße, Andrea
ich kann die beschreibung deiner beruflichen situation so gut nachvollziehen, habe ich selbst während meiner früheren tätigkeit doch zwei jahre mit großem leidensdruck ausgeharrt. einer der besten tage meines lebens war, als ich meiner chefin die kündigung auf den tisch legte. von diesem tag an war meine recht schlimme neurodermitis verschwunden und ist nie wiedergekommen. und ja: life-work-balance - ich bin eine große verfechterin davon, weil ich von so vielen weiß, die im berufsleben unter druck und stress arbeiten müssen und es nicht mehr wollen oder gar nicht mehr können.
ich schicke liebe grüße und gute energie: du wirst deinen weg finden!
mano
Sicher ist es so, dass man, solange man arbeiten geht. auf seine eigenen Bedürfnisse oft verzichten. Der eine kommt damit klar, der andere nicht.
Wenn man allerdings merkt, dass es an die Substanz und die Gesundheit geht, wird es höchste Zeit, dass man etwas dagegen macht.
Wobei dieses Machen nicht immer einfach ist. Auch dazu gehört oft eine ganze Menge Mut.
Ich wünsche dir auf jeden Fall weiterhin alles Gute.
Liebe Grüße
Jutta