
Es geschieht ziemlich häufig, dass ich mit Menschen, die so wie ich ein öffentliches Verkehrsmittel nützen, ins Gespräch komme.
Gestern steige ich nach einigen erfolgreichen Erledigungen in der Stadt in meinen Linienbus ein, der gut mit Fahrgästen gefüllt ist. Ein einziges Plätzchen ist noch leer, dieses wird mir von einer älteren Dame angeboten, während sie auf den Fensterplatz rutscht. Darüber freue ich mich, denn nach einem anstrengenden Tag bin ich auch mit meinen fünfzig+ froh, wenn ich nicht stehen muss. (Und es macht mir auch üüüberhaupt nichts aus, wenn mir inzwischen immer öfter ein Platz angeboten wird 😃)
Ich bedanke mich bei der Dame und wir kommen ins Gespräch. Sie weiß eine Begebenheit zu erzählen, die ihr erst vor kurzem im Linienbus passiert ist. Ein Bub habe auf einem Platz gesessen, seine Schultasche beanspruchte ebenfalls einen Platz für sich. Meine Busbekanntschaft bat den Buben, ihr Platz zu machen, worauf der junge Kerl mit einem kräftigen Nein! antwortete. Dies veranlasste andere Fahrgäste, sich über das Verhalten des Kindes zu echauffieren. Die Dame wandte sich um und wies höflich darauf hin, dass diese Situation nur sie betreffe. Sie beschloss im gleichen Augenblick, den jungen Mann danach zu fragen, warum er ihr keinen Platz überlassen wollte. Da gab er von sich, was sein Vater ihm erklärt hatte: Laut seinem Vater müsse er sofort allen alten Menschen einen Platz anbieten. Sein Vater habe ihm ganz genau erklärt, wie man beispielsweise eine Oma erkennen könne. Demnach sind Omas daran zu erkennen, dass sie weiße Haare haben und einen Stock bei sich haben. Ich betrachte meine Nachbarin, während sie erzählt. Zugegeben, die väterliche Definition passt so gar nicht zu meiner Sitznachbarin, denn sie hat blondierte Haare und hat keinen Stock dabei. In die Kategorie alt passt sie also gemäß der väterlichen Definition nicht. Der Bub konnte wohl auch ihre sympathisch wirkenden Falten nicht zuordnen.
Mich amüsiert diese kleine Geschichte und ich meine zu meiner Nachbarin, dass sie auf diese Weise ein indirektes, aber großes Kompliment erhalten habe. Die freundliche ältere Dame stimmt mir fröhlich zu und wir verabschieden uns lächelnd voneinander, denn sie muss den Bus verlassen. Fein, denke ich mir, diese Geschichte möchte ich gerne in meinem Blog erzählen.
Eine hübsche Gedichte ist das (sowohl im Hinblick aufs Alter als auch auf die Kindererziehung).
Allerdings hätte der Vater seinem Jungen auch erklären müssen, dass eine Schultasche keinen Platz im Bus beanspruchen darf. ;--)
Einen lächelnden Morgengruss, Brigitte