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Lange Nase, kurze Beine

  • Autorenbild: C*
    C*
  • vor 3 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit
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Als Kind habe ich zu hören bekommen, dass Lügner lange Nasen und kurze Beine haben. Dieser Spruch ist auch heute noch zu vernehmen, sogar Pädagog*innen setzen diesen noch ein. Ich finde dieses Verhalten fragwürdig und habe in meiner Arbeit mit Kindern manchmal erlebt, dass sie sich an die Nase gefasst haben, wenn sie diese Androhung gehört haben. Jedenfalls waren meine von mir betreuten Kinder oft sehr frustriert, weil ich sie beim Lügen sehr häufig ertappt habe. Sie wollten von mir immer wissen, wie ich ihre Lügen herausgefunden hatte. Es gehört jedenfalls eine Beobachtungsgabe dazu, denn die Körpersprache ist sehr aufschlussreich.

Zwei Psychiater, nämlich Alan Hirsch und Charles Wolf von der Smell and Taste Foundation der Universität Illinois, haben das Wachstum des Riechorgans beim Lügen sogar wissenschaftlich nachgewiesen. Beim Lügen setzt der Körper unter anderem Hormone frei, die den Blutfluss in der Nase verstärken, darum schwillt sie an und wächst um Millimeterbruchteile. Für das freie Auge ist dieses Wachstum natürlich nicht ersichtlich, jedenfalls kann aber das jeweilige Verhalten eine*n Lügner*in aufdecken.

Warum Lügen kurze Beine erzeugen soll, ist mir allerdings nicht bekannt. Vielleicht weiß es jemand? 😄


Ich habe sehr früh gelernt, dass sich Lügen und Schummeln nicht auszahlen. Zumindest in meinem Leben war das so. Zwei markante Ereignisse in meiner Kindheit haben mich überzeugt, dass ich kein Talent zum Lügen bzw. zum Schummeln habe.

Einmal war ich mit meinem Vater in einem Sportgeschäft in der Schiabteilung. Ich schätze, ich war damals sechs oder sieben Jahre alt. Fasziniert habe ich den Verkäufer heimlich dabei beobachtet, wie er mit einem Zirkel Kreise auf ein Papier zeichnete. Warum er das getan hat und ob er damit meinem Vater etwas erklären wollte, weiß ich nicht mehr. Den Zirkel habe ich in einem unbeobachteten Moment eingesteckt. Aufgeflogen bin ich, weil ich damit auf meiner Schreibtischunterlage jede Menge Kreise gezeichnet habe. Meine Mutter fand schnell heraus, womit ich diese hergestellt hatte und begab sich auf die Suche nach dem Zirkel. Nachdem sie ihn gefunden hatte, wurde mein Vater informiert und meine Eltern beschlossen, dass ich meine kindliche Missetat selbst ausbaden musste. Es war mir absolut peinlich, dass ich den Zirkel dem Verkäufer zurückgeben und mich bei ihm entschuldigen musste. Niemals wieder habe ich mich an fremdem Eigentum vergriffen.


Später, als ich bereits in der Unterstufe des Gymnasiums war, flog ich bei meinem allerersten Schwindelversuch während meiner Englisch-Schularbeit auf: Ich war einfach ungeschickt. Einige Vokabel wollten nicht so recht in meinen Kopf, weshalb ich mir diese auf einem Löschblatt notierte. Das Löschblatt konnte ich unbemerkt in mein Heft schmuggeln - blöderweise ließ ich es allerdings dann im Schularbeitenheft liegen. Ach du meine Güte, war mir das peinlich! Ich musste das einfach sofort mit meiner Professorin klären. Wie sie darauf reagierte, weiß ich nicht mehr, das habe ich tatsächlich verdrängt. Einen zweiten Schummelversuch habe ich jedenfalls in meiner weiteren Schulzeit nie wieder unternommen. Lieber nahm ich eine schlechtere Note in Kauf.


Verwerflich finde ich, wenn Menschen bewusst lügen, um sich selbst in einem besseren Licht darzustellen oder anderen zu schaden. Ich habe das einige Jahre in meinem Berufsleben erlebt: Ich hatte eine Chefin, die gezielt Unwahrheiten verbreitet hat. Das bemerkten auch andere Kolleg*innen, aber es stand nicht in unserer Macht, etwas dagegen zu unternehmen. Dieses Verhalten hat jedenfalls immer wieder Unmut erzeugt. Der Haussegen im Team hing sehr oft schief, weil diese Vorgesetzte uns immer wieder gegeneinander ausspielen wollte. Nicht jede*r hat das rechtzeitig durchschaut. Es war auch ganz erstaunlich, wie gut sie sich "nach oben" verkaufen konnte: Ihre Vorgesetzten hatten einen Narren an dieser Person gefressen.


Foto: Pixabay, Jacqueline Macou


 
 
 

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