Ich lese, dass Elefanten tatsächlich ein Elefantengedächtnis haben. Das hat die Natur wieder einmal auf faszinierende Weise so eingerichtet, denn das Gedächtnis ist für Elefanten geradezu überlebenswichtig.
Wenn sich ein Mensch nach Jahrzehnten noch an Kleinigkeiten erinnern kann, dem wird gemeinhin ein Elefantengedächtnis nachgesagt.
Ich behaupte, ein ganz passables Gedächtnis zu haben. Aber es gibt Dinge, die ich mir notieren muss, um sie sozusagen festzuhalten. Ansonst schwinden sie aus meinem Gedächtnis. Auch habe ich lange Zeit Tagebücher geführt und ihnen häufig Erlebnisse anvertraut, die für mich besonders schmerzhaft waren. Nach und nach habe ich mich allerdings von solchen Tagebüchern getrennt. Nämlich genau aus dem Grund, weil ich ganz bewusst Ereignisse loslassen möchte, von denen ich mich sehr betroffen gefühlt habe. Ich möchte die Erinnerungen an bestimmte Ereignisse und Erlebnisse nicht mein Leben lang in meinem Rucksack lagern. Gewisse bewusste Erinnerungen tun mir nicht gut. Wozu also ein Elefantengedächtnis? Ist es so erstrebenswert? Ich bin mir da gar nicht so sicher.
Es gibt einen Menschen in meinem Umfeld, der so ein Elefantengedächtnis zu haben scheint. Wobei ich immer wieder bemerke, dass es durchaus auch ein sehr selektives Elefantengedächtnis ist, wo Dinge in sehr verdrehter Weise im Gedächtnis abgelegt wurden. Und auch auffällig, dass sich diese Person selbst gerne Richter ist, während sie anderen Menschen häufig als unerbittlicher Staatsanwalt begegnet: Schuldig im Sinne der Anklage, das kommt häufig vor. Einspruch zwecklos.
Was hilft in so einem Fall? Ich habe keine Lust mehr, für meine Art des Lebens verhöhnt und schlechtgemacht zu werden. Ich habe kein Bedürfnis, diesem bestimmten Blick zu begegnen, der suggeriert, dass man dies und jenes nur genau so macht - und nicht anders.
Ich finde es auch sehr erstaunlich, wenn gemeinsame Erlebnisse, die früher von dieser Person als so wertvoll eingestuft wurden, auf einmal schlechtgeredet werden. Wie kann so ein Verhalten benannt werden? Dafür habe ich noch keine Bezeichnung gefunden. Allerdings bin ich ziemlich sicher, dass Menschen, die so handeln, in ihrem Innersten sehr verbittert sind. Manchmal ist so eine Verbitterung auch in einem Gesicht zu lesen.
Foto: Pixabay, Monica Max West
Selber habe ich kein besonders gutes Gedächtnis, was aber teilweise auch ein Vorteil sein kann, wie du ja auch sagst. Und bei anderen, die sich an so vieles noch zu erinnern glauben, bin ich immer leicht skeptisch. Das Gedächtnis spielt uns nicht selten Streiche und bringt Tatsachen durcheinander.
In diesem Sinne einen lieben Gruss in die Gegenwart,
Brigitte
Liebe C*,
als allererstes: Das Foto zu Beginn erinnert mich an wunderschöne Erlebnisse mit Elefanten in Namibia... Ich finde diese Tiere so wunderbar.
Am "Elefantengedächtnis" lässt sich besonders gut erkennen, dass jedes Ding zwei Seiten hat. Sich Wichtiges zu merken oder schöne Erlebnisse oder Überlebensstrategien, wie die echten Elefanten, die sich die Wege zu den Wasserlöchern und Futterplätzen merken müssen, ist eine gute Sache. Schlimme oder traurige Erinnerungen als Ballast mit sich herumzuschleppen ist hingegen für niemanden hilfreich, am wenigsten für sich selbst. Und das Verhalten, das du am Schluss beschreibst, ist vermutlich wirklich am ehesten als Verbitterung zu bezeichnen.
Wenn man mit solchen Menschen zu tun hat, gibt es wohl verschiedene Wege, damit umzugehen. (Auf innerliche Distanz zu gehen…