Ich reise gerne an Orte, in denen Vergangenheit an prachtvoller Architektur sichtbar wird und gleichzeitig intakte Natur mein Herz höherschlagen lässt.
Ich habe eine Vorliebe für altes Gemäuer - und erst recht, wenn es liebevoll renoviert ist und Gebäude, die öffentliches Interesse hervorrufen, der Bevölkerung auch zugänglich gemacht werden. Eine Zugreise soll einige Stunden in herzhafter Umgebung wieder einmal möglich machen.
Bei prachtvollem Wetter, ja, ich möchte meinen, bei Kaiserwetter und dennoch angenehm frühlingshaften Temperaturen reisen wir also gen Osten, unser Zielbahnhof liegt in einem kleinen niederösterreichischen Ort namens Payerbach. Ab Wien-Meidling wählen wir eine Direktverbindung mit der Schnellbahn.
Schon bevor wir im Bahnhof Payerbach-Reichenau ankommen, können wir bereits von der Zugstrecke aus erste Ausblicke auf die Rax und den Schneeberg genießen, was mein vernehmbares Entzücken auslöst.
Am Bahnhof angekommen, erfahren wir, dass das repräsentative Bahnhofsgebäude ab 1902 einen Extrawarteraum für die kaiserliche Familie erhielt, immerhin war dieser Bahnhof einer der meist frequentierten der Monarchie. Diesem Umstand sind auch Fotos und schriftliche Hinweise am Gebäude gewidmet, ebenso wie den anderen bewunderten "hohen Herrschaften", die sich einst an diesen Orten aus den Bereichen Kunst und Kultur einfanden. Als honorig galten damals auch besonders Rechtsgelehrte und Ärzte, sie waren ebenfalls sehr willkommen.
Nun starten wir zielstrebig unseren Spaziergang, der sich als ein besonders schöner entlang schmucker Villen und Einfamilienhäuser mit gepflegten Gärten erweisen wird. Die Gärten präsentieren sich frühlingshaft und stolz, unseren Augen bieten sich satte bis feine Grüntöne ringsum, zarte bis kräftige Rosatöne an den Bäumen und ebenso Blüten in weiß an. Mir wird eine neue Lieblingsfarbe an Bäumen bewusst: das Grün der Lindenblätter, welches im Sonnenlicht so besonders bezaubernd aussieht! Ich genieße begeisternde Anblicke, immer wieder muss ich eine Pause einlegen, um Architektur wie Gartenkunst, aber auch Naturgärten zu bewundern.
Wir queren schließlich eine Brücke für Fußgänger, die gar hübsch aussieht und einen schönen Rundumblick ermöglicht. Von nun an geht's entlang der Schwarza in Richtung Reichenau an der Rax weiter, von frühlingshaft-zuversichtlichen Vogelstimmen und leisem Plätschern der kristallklaren, grünlich schimmernden Schwarza begleitet. Dabei kommen wir dem Schwarza-Viadukt immer näher, das als längstes Viadukt der Semmeringbahn gilt und auch ein Wahrzeichen des kleinen Örtchens Payerbach ist.
Es ist nicht mehr weit, bis uns die ersten Häuser von Reichenau begrüßen. Die kleine Marktgemeinde selbst ist ja weithin bekannt, denn die Festspiele Reichenau sind ein Theater-Festival, das seit 1988 (beinahe) jeden Sommer stattfindet. Besonders Bedacht genommen wurde in der Vergangenheit dabei gerne auf große Werke heimischer Künstler, u.a. wurden Werke von den Herren Schnitzler, Zweig, von Hofmannsthal, Kraus, Werfel, Nestroy und Raimund aufgeführt. Dafür konnten gerade bis 2019 auch immer recht namhafte Schauspieler*innen gewonnen werden. Was dann kam, waren die Corona-Jahre mit den bekannten Konsequenzen und ein desaströser Rechnungshofbericht für die Begründer der Festspiele - seit 2021 führt die Schauspielerin Maria Happel das künstlerische Zepter der sommerlichen Festspiele.
In der Nachbarschaft des Festspielhauses legen wir unsere Mittagsrast ein, die wir bei einer hervorragend mundenden Mahlzeit zu äußerst gastfreundlichen Preisen sehr genießen.
Danach wollen unsere erwartungsvollen Augen Schloss Reichenau betrachten, es liegt ebenfalls auf unseren Wegen, wie auch ein großer Musikpavillon aus Holz, der inmitten einer Parkanlage hervorsticht, die in den folgenden Monaten sicher mit ihrer Blumenpracht begeistern wird - noch ist davon allerdings recht wenig zu sehen.
Weiter geht's, denn schließlich wollen wir an einen ganz bestimmten Ort, den ich erst vor einer Woche entdeckt habe: Ich habe mir den Beitrag, der zu unserem Ausflug führte, tatsächlich erst vor einer Woche erlesen - mein Blümchen 🌸 geht an dieser Stelle an Traude-Rostrose, die mit ihren vielen schönen Fotos mein Interesse an diesem so besonderen Ort geweckt hat ...
Als wir in der Schlossgärtnerei Wartholz ankommen, weiß ich, dass sich die insgesamt fünfstündige Zugfahrt (für den Hin- und Rückweg) jedenfalls gelohnt hat. Und dieser zauberhafte Ort stürzt mich ein bisschen in ein Dilemma ...
Einerseits will ich hier, auf meinem Privatblog, keine Werbung machen, andererseits kann ich an diesem Juwel nicht vorbei, ohne zumindest einen schmalen bildhaften Einblick in das, was einen dort erwartet, zu geben. Man mag auch gerne von Rosenkitsch und Püppchen halten, was man möchte, im gezeigten Rosenraum jedoch überwiegt meine Verblüffung über die Liebe zu Details. Alles, was hier zu sehen ist, ist käuflich zu erwerben - und auch ich werde fündig, jedoch nicht in diesem Raum ;-)
Eine erste Runde durch sämtliche Verkaufsräumlichkeiten gewährt einen Einblick auf eine nahezu unfassbare Vielseitigkeit. Mein Herz schlägt besonders für den Raum, der zahlreiche Buddha-Figuren in allen möglichen Größen und Arten beherbergt. Doch nein, es wird auch kein Buddha sein, den ich schließlich wählen werde, denn davon habe ich bereits einige.
Doch zunächst wollen wir im herausragend schönen Café, das in das Gebäude integriert ist, eine Nachspeise zu uns nehmen. Das kulinarische Glück wird uns wiederum hold sein, unsere Wahl ist perfekt: Wir sind uns einig, dass die nussige Ghega-Torte (ein süßes Highlight der Region) ein wahres Gedicht ist! Während wir andächtig genießen, richtet der vorletzte Hausherr und vorletzte Eigentümer aus dem Hause Habsburg seine Blicke auf uns. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass Kaiser Karl I. die Sommermonate meist in der Villa Wartholz (vermutlich öfter als "Schloss Wartholz" bezeichnet) verbrachte.
Sowohl die ehemalige Orangerie, in der nun die Schlossgärtnerei untergebracht ist, wie auch das Schloss selbst wurden vom Ehepaar Michaela und Christian Blazek vor etwa 25 Jahren erworben, revitalisiert und im Jahr 2006 eröffnet. Beides erstrahlt nach jahrelangen Arbeiten in neuem Glanz und begeistert viele Besucher*innen, wobei die Villa Wartholz nicht öffentlich zugängig ist und als Wohnhaus für die Familie und einige Mitarbeiter*innen dient.
Nach unserem genussvollen kleinen Imbiss folgt eine zweite Runde durch alle Verkaufsräumlichkeiten und endlich kann ich mich für ein schönes Erinnerungsstück an einen wahrlich in jeder Hinsicht gelungenen Ausflug entscheiden.
Nach Besichtigung des großzügig angelegten Gartens, der in den nächsten Wochen und Monaten sicher ganz viel Sehenswertes anbieten wird, treten wir langsam den Heimweg an - wir werden uns wohl noch lange an diesen so sinnesfreudigen Tag erinnern!
Meine vergangenen Tage waren erfüllt von Wochenendaktivitäten und ihren "Aufarbeitungen", von Pflichten und Erledigungen, aber auch eine heftige Frühjahrsmüdigkeit lähmt mich bisweilen. Ich nehme mir allerdings vor, in den nächsten Tagen - und vor allem am kommenden Wochenende - wieder in der gewohnten Form bei Euch vorbeizuschauen. Ich bin ja schon neugierig ... und wünsche Euch jedenfalls eine gut verbrachte Zeit - bei freundlichen Frühlingseindrücken und mit schönen Entdeckungen!
Liebe C Stern,
ich freue mich natürlich riesig, dass ich dir bzw. Euch durch meinen Bericht zu diesem Ausflug motiviert habe – und dass es euch bei der Schlossgärtnerei Wartholz und im dortigen Cafè ebenso gut gefallen hat wie uns. Die Torte haben wir leider nicht probiert (da wir ja schon zum Frühstück Süßes hatten), aber ich werde sie mir für einen weiteren Besuch geistig notieren 😉 Deine Fotos vom Innenraum sind so toll! Wir haben uns da, weil einige wenige Kaffeehausbesucher drinnen saßen, nicht so recht zu fotografieren getraut, aber auch wir waren vom Kronleuchter-Geglitzer und von den schönen Böden hingerissen.
Es würde mich nicht wundern, wenn ihr schon bald die Kellergassen im Burgenland besucht. Übrigens gibt es auch…
hach..
wusste ich doch dass ich bei Traude schon von der Schwarza und der Rax gelesen hatte ;)
sehr schön dein Bericht
und ich finde nicht dass es Werbung ist wenn man über eigene Aktivitäten
und Erfahrungen berichtet
es bezahlt dich ja keiner dafür :)
eure Reise hat sich wirklich gelohnt
liebe Grüße
Rosi
ein wundervoller bericht über eine tagesreise in eine andere welt, danke dafür. es braucht immer wieder solche auszeiten, erholung für augen und gemüt, die in den alltag ausstrahlen. einen herzlichen gruß, roswitha