Der beste Freund des Menschen
- C*

- vor 3 Stunden
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Es war wohl im Jahr 1983, als unser sehnlichster Wunsch nach einem Hund in Erfüllung ging. Zwei Mädchen, die ihre Eltern wiederholt bestürmt hatten, so ein wunderbares Geschöpf in die Familie aufzunehmen, hatten endlich Erfolg.
Ich erinnere mich noch, dass meine Schwester unseren kleinen Schatz zuerst entdeckte - sie nahm ihn in ihre Arme und herzte ihn als erste, was sich als die Basis einer innigen Liebe erweisen sollte. So sehr unser Dackel auch unsere Mutter und mich lieben würde, meine Schwester war ganz klar seine Nummer eins. Spätestens in diesem Augenblick lernte ich wohl ganz bewusst das Gefühl von Eifersucht kennen.
Natürlich bekam der junge Dackel auch einen Namen, er hörte auf den Namen Lukas. Oftmals hörte er allerdings auch nicht darauf.
Lukas eroberte nicht nur unsere kindlichen Herzen im Sturm, sondern auch das unserer Mutter. Unser Vater allerdings hielt Abstand, es sollte sich in der Zukunft auch immer wieder zeigen, dass er unseren Hund nicht mochte. Später fanden wir heraus, dass er auf unser neues Familienmitglied auch eifersüchtig war.
Wenn wir mit unserem Hund unterwegs waren, kamen immer wieder Menschen auf uns zu, die unserem Hund und uns Komplimente machten, weil er besonders hübsch war. Dafür sorgte sicher auch, dass unsere Mutter sehr auf seine Ernährung achtete. Auf sein glänzendes Fell war sie stets sehr stolz. Unser Dackel hatte wahrlich viele Fans, umgekehrt war er durchaus wählerisch, wem er seine Gunst erwies. Auch war er mitunter hartnäckig in seiner Verweigerung, wenn ihm eine Gassirunde nicht behagte. Da konnte es dauern, bis er endlich weitergehen wollte. Er war also ein Dackel mit großem eigenen Willen, was man dieser Rasse durchaus nachsagt. Typisch für ihn war auch, dass er seine Gefühle gerne lautstark zum Ausdruck brachte - er bellte oft und laut, ob er sich nun über etwas sichtlich freute oder wenn er seinen Protest über etwas Unerhörtes verlauten ließ.
Typisch für unseren geliebten Vierbeiner war ebenso, dass er sich schützend vor uns Kinder stellte, wenn unser Vater wieder einmal seinen Zorn auf uns abließ. Da zeigte ihm unser charaktervoller Hund seine Zähne, und er knurrte bedrohlich gegen unseren verärgerten Vater. Das brachte dem Hund mitunter auch einen Fußtritt ein, was er erst recht zum Anlass nahm, um unserem Vater nicht gewogen zu sein.
Wenn wir Kummer hatten, war unser treuer Gefährte der Richtige, dem wir uns anvertrauten.
Mehrmals pro Tag waren wir mit unserem Hund unterwegs, wobei besonders meine Schwester ausgedehnte Spaziergänge mit ihm unternahm. Nach seiner Abendrunde wartete er vor der Zimmertür meiner Schwester. Es war ihm anfangs offiziell nicht gestattet, in ihrem Zimmer zu schlafen, doch davon hielten weder der Hund noch meine Schwester etwas. Und klug war unser tierischer Liebling auch: Solange die Eltern nicht im Bett lagen, gab er den Anschein, alle Regeln zu befolgen. Doch wenn es ruhig wurde in unserer Wohnung, gelang es unserem listigen Dackel mühelos, sein nächtliches Lager zu erreichen. Mit einem Satz landete er im Bett meiner Schwester, wärmte ihr zunächst ihre Füße, dann kroch er unter ihre Bettdecke, um es sich bei ihrem Bäuchlein gemütlich zu machen. Am Morgen, wenn es an der Zeit war, aufzustehen, fanden wir ihn oft Kopf an Kopf mit seinem Liebling. Manchmal hielt er auch eine Vorderpfote um den Hals meiner Schwester.
Dass unser Dackel ein Hund mit ausgeprägtem Willen war, bewies er auch, indem er sich beispielsweise mit keinen Worten der Welt davon abhalten ließ, um das zu kosten, wonach ihm war: Einmal hat er auch heimlich und ganz leise den Kaffee meiner Mutter gekostet, was ihm einen kleinen Kaffeebart bescherte. Auch von einem Obstteller, der sich immer auf einem Wohnzimmertischchen befand, hat er einmal Weintrauben stibitzt. Beides hätte ihm schaden können, denn Hunde vertragen weder Kaffee noch Weintrauben.
In unsere Urlaube konnte er nicht immer mitkommen, so fand er sein zweites Zuhause im Haus der Großeltern und hatte dort auch tierische Gesellschaft. Zu dieser Zeit gab es einen gutmütigen Schäferhund, der dem kleinen Hund großzügig sein Nachtlager und seine Futterschüssel überließ.
Die Jahre vergingen und schließlich verließen wir Kinder die elterliche Wohnung.
Immer, wenn ich mit meiner Schwester auf Urlaub war, grüßten wir telefonisch auch unseren geliebten Hund, der stets mit heftigem Winseln und Schwanzwedeln auf unsere Stimmen reagierte. Sooft es möglich war, besuchten wir unseren treuen Hund. Schon von weitem erkannte er uns und lief uns jedes Mal mit wehenden Ohren entgegen, um vergnügt und glücklich an uns hochzuspringen.
Nach und nach färbte sich seine Schnauze langsam grau, auch das Fell begann sich zu verfärben. Diese Veränderungen haben wir wehmütig zur Kenntnis genommen, immer hofften wir inständig, dass sich die gute Ernährung positiv auf seinen Alterungsprozess auswirken würde. Und tatsächlich, er hatte ein gesegnetes Alter, als wir schmerzerfüllt von ihm Abschied nehmen mussten. Einige Male war er völlig entkräftet umgefallen, das Herz ... Wir wussten, was auf uns zukam. Seine letzten Tage habe ich verdrängt, ich war auch nicht beim Tierarzt dabei. Meine Schwester war so tapfer, ihn liebevoll in ihren Händen zu halten.
Ich denke sehr oft an unseren so geliebten Begleiter unserer Kindheit und darüber hinaus. Unser Hund war unzählige Male Trost und Halt in dunklen Stunden - wie gern habe ich mein Gesicht an sein weiches und glänzendes Fell gedrückt.
Dass Hunde die treuesten tierischen Begleiter eines Menschen sein können, zeigt sich auch im Spielfilm Hachiko - Eine wunderbare Freundschaft, der auf wahren Begebenheiten basiert. Eine Warnung: Dieser Film geht arg zu Herzen.
In meinem Beitrag Bereit für ein Wunder steht die heilsame Begegnung eines Kindes mit einem Minischwein im Mittelpunkt.
Foto: C* #Filmtipps



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