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In aller Menschlichkeit zusammenstehen

  • Autorenbild: C*
    C*
  • vor 6 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit



Eine schreckliche Bluttat erschüttert Österreich, der Amoklauf in einer Grazer Schule.

Es beschäftigt mich sehr, was in diesem Zusammenhang alles abgegangen sein muss. Die Fakten dazu kann jeder Mensch den Medien entnehmen.

Mich bewegen, da ich achtzehn Jahre mit Kindern und Jugendlichen sehr eng zusammengearbeitet habe, zusätzlich Gedanken. Der 21-jährige Täter war ein ehemaliger Schüler dieser Schule, die mit dem heutigen Tag zu einem Ort des Grauens geworden ist.

Bekannt ist bereits, dass sich der junge Mann offenbar in seiner Schulzeit gemobbt gefühlt hat. Wurde der junge Mann, der heute zum Mehrfachmörder wurde, damit allein gelassen? Hat sich bei ihm Wut über Jahre aufgestaut? Es ist zu vermuten, dass dies der Fall war - mit überaus schrecklichen Folgen für all jene Menschen, die nun tot oder schwer verletzt sind.


Ich kann sehr gut nachempfinden, wie sehr es schmerzen kann, wenn man gemobbt wird.

Ich habe selbst intensives Mobbing wie auch Bossing in meinem Berufsleben erfahren. Es sind so schnell Dinge gesagt oder getan, von denen die, die so handeln, nicht ahnen, wie sehr sie einen Menschen verletzen können.

Als besonders grausam habe ich es immer empfunden, wenn ganz bewusst Taten gesetzt wurden, die gezielt verletzen sollten. In diesem Zusammenhang habe ich mich auch stets gefragt, was Menschen so grausam werden lässt: Da möchte ich auch einmal die Psyche von mobbenden Täter*innen hinterfragen. Was geht in einem Menschen ab, der ganz bewusst anderen Menschen Schmerz zufügen möchte? Fühlen sich Menschen, die anderen schaden möchten, nicht gesehen, nicht wertgeschätzt? Wollen sie so eventuell auf ein eigenes Leid aufmerksam machen? Ich gehe davon aus, dass ein Mensch, der ein gutes und glückliches Leben führt, solche Taten einfach nicht setzen wird.


Was auch immer in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten diskutiert und beschlossen wird: Ich möchte nicht erleben, dass unter den Parteien wieder ideologische Gräben aufgerissen werden. Wobei, ein bisschen kenne ich unsere Politiker*innen schon, es wäre keine Überraschung, wenn es dazu käme.

Ich finde es zutiefst verstörend und traurig, dass nun in Schulen und Horten nicht nur Brandschutzübungen auf der Agenda stehen werden, sondern auch Übungen, wie im Falle eines Amoklaufes vorzugehen ist.

Ich wünsche mir sehr, dass dieses Land in aller Menschlichkeit zusammensteht und dass die Angehörigen und Freund*innen der Getöteten mühelos alle Hilfe erhalten, die sie brauchen. Auch jene, die unmittelbare Zeug*innen dieses Irrsinns sind, brauchen sehr viel Unterstützung in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten.

In Österreich gilt eine dreitägige Staatstrauer, Veranstaltungen sind bereits abgesagt.


Bild: Pixabay, Grae Dickason

 
 
 

6 Comments


Traude Rostrose
Traude Rostrose
vor 5 Tagen

Liebe C*,

ich danke dir, dass du dieses schwierige, bedrückende Thema aufgegriffen hast. Ich habe lange gezögert, ob und wie ich dazu etwas sagen soll – einfach, weil mir angesichts dieser Tat eigentlich die Worte fehlen. Und doch beschäftigt sie mich tief, vielleicht gerade deshalb, weil sie so nah passiert ist und weil sie so viele Ebenen berührt, die mir nicht fremd sind.


Das Thema Amokläufe ist mir seit langem nicht unbekannt – ich erinnere mich z.B. an Columbine oder an Jodi Picoults Roman "Neunzehn Minuten", den ich sogar zweimal gelesen habe, weil er mich so sehr aufgewühlt hat. Und nun diese 17 Minuten in Graz...

Ich habe gelesen, dass über den Täter geschrieben wurde, er sei gemobbt worden –…

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C*
C*
vor 4 Tagen
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Liebe Traude,

ich danke Dir sehr für Deine Gedanken, die ziemlich parallel zu meinen eigenen verlaufen. Ich habe tatsächlich mit mir gerungen, ob ich diesem schrecklichen Ereignis in meinem Blog Raum gebe oder nicht. Diese Wahnsinnstat beschäftigt mich allerdings derart, dass ich versucht habe, meine Worte zu finden.


Man konnte sich solche Szenen in Österreich bislang nicht vorstellen. Und dennoch haben sich Taten wie diese schon ereignet, denken wir nur an den Terroranschlag in Wien oder auch an den Fall im Mühlviertel, wo ein Jäger zwei Menschen erschoss. Ich fahre sehr häufig am Bezirksgericht Urfahr-Umgebung vorbei, wo es 1995 zu einem Amoklauf kam, an den ein Denkmal erinnert: Damals wurden fünf Menschen getötet. In diesem Fall war der Täter vorher…


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andreaobi
vor 5 Tagen

Angst macht sich nicht erst heute breit. Was auf der Welt passiert, Tag für Tag, das ist so erschütternd. All die Errungenschaften, die uns in Jahrzehnten auf ein friedliches Miteinander hoffen ließen und Motivation fürs eigene Leben waren, scheint es zu zerstören. Stattdessen gehen wir zurück und fragen uns, wo das noch hinführt. Das macht riesige Angst und endlos traurig.


Die Menschen sind nunmal unterschiedlich. Jeder hat ein anderes Lebensumfeld und sein eigenes Wesen. Ich finde, dass man darauf viel zu wenig achtet und eingeht. Aber es ist auch schwer, denn wer will das einschätzen und was soll man tun? Wie geht man mit gewaltbereiten Schülern um. Wie erkennt man die Gefahr?


Ich, als Hochsensible, hätte mir in meiner Kindheit…


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C*
C*
vor 5 Tagen
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Vielen Dank für Deine Gedanken, liebe Andrea!

Manchmal ist die Gefahr erkennbar, aber man blendet sie aus. Im Laufe meiner beruflichen Jahre mit Kindern und Jugendlichen habe ich es oft erlebt, dass sich Kinder gehänselt fühlten. Fast keines dieser Kinder war in der Lage, sich verbal zu wehren. Es war unsere Aufgabe, diese Kinder dabei zu unterstützen, nämlich Worte für ihre Wut und ihren Schmerz zu finden. Kaum hat man nicht hingesehen, haben sich die meisten der gemobbten Kinder mit ihren Peinigern geprügelt, sie gebissen oder getreten.

Ich glaube, es ist ganz ganz dringend nötig, mit viel mehr Sozialarbeiter*innen in Schulen und in pädagogischen Einrichtungen zu arbeiten. Wir leben in so einer speziellen und herausfordernden Zeit, dass es hochqualifizierte Menschen…


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Brigitte Fuchs
Brigitte Fuchs
vor 5 Tagen

Es ist unsagber und schrecklich, man will es nicht glauben. Und ich leide auch mit den betroffenen Familien.

Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Lieben Gruss, Brigitte


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C*
C*
vor 5 Tagen
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Es ist der blanke Horror, es mit so einem Wahnsinn auf die Titelschlagzeilen von Medien in der ganzen Welt zu schaffen.

Ich mag mir gar nicht ausmalen, welchen Schaden dieser Wahnsinn in vielen Seelen hinterlässt. Es sind nicht nur die leidenden Eltern, Verwandten und Freund*innen der Opfer, deren Leben eine schreckliche Zäsur erfahren hat.

Es gibt wohl auch viele Menschen, die nicht direkt betroffen sind und die dennoch ebenfalls Ängste entwickeln werden. Vor allem denke ich dabei an Kinder und Jugendliche.

Tieftraurige Grüße, C Stern

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